Sanitz: Am letzten Tag im April waren die beiden ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Annette Weidemann und Peter Wenzel auf einem Acker bei Sanitz (Landkreis Rostock) unterwegs. Herr Wenzel hatte dort bei einer früheren Begehung aufgepflügte Feuerstellen entdeckt, die zeigten, dass dort in früheren Zeiten Menschen gewirkt haben. Die größte Feuerstelle hatte einen imposanten Durchmesser von fast sechs Metern. Die intensive Nachsuche im Umfeld dieser Verfärbungen erbrachte allerdings keine aussagekräftigen Funde, doch waren sich beide sicher, dass die Geländemerkmale für eine bronzezeitliche Nutzung sprechen können.
Nach mehreren Stunden und weit ab von den Feuerstellen bestätigte sich die Vermutung, denn Frau Weidemann fand auf dem leicht zu einer Niederung abfallenden Hang ein gut erhaltenes, intaktes Tüllenbeil aus Bronze (s. Abb.). „Meine Freude war besonders groß, weil dies mein erster Metallfund aus der Bronzezeit ist. Zudem noch komplett!“, so die glückliche Finderin (Fotos: Annette Weidemann). Die erste fachliche Einschätzung vom Archäologen, Dr. Jens-Peter Schmidt vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, lässt ein Alter von mehr als 2.600 Jahren vermuten, denn es gehört in die Schlussphase der Bronzezeit. Zu jener Zeit gab es zwar auch im Norden schon die ersten Eisenobjekte, doch war Bronze noch immer das dominierende Metall in Kunst und Handwerk. Doch auch Bronze – eine Legierung aus Kupfer und Zinn – war überaus wertvoll. Mangels eigener Lagerstätten mussten nämlich beide Metalle von weit her ins Land importiert werden. Dabei diente unter anderem sicherlich Bernstein als Gegengabe und wurde zum „Gold des Nordens“.
Ob es sich bei dem Tüllenbeil um eine Opfergabe oder einen Verlustfund handelt, ist nicht sicher zu bestimmen, doch ist eine Deutung als bewusste, kultisch motivierte Niederlegung wahrscheinlich. Vielleicht werden andere Neufunde aus dem näheren Umfeld nähere Erkenntnisse zur Deutung vermitteln. Derzeit sind etwa 180 ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger in Mecklenburg-Vorpommern aktiv. In ihrer Freizeit suchen sie nach kulturellen Hinterlassenschaften, pflegen bekannte Bodendenkmäler und nehmen an Fortbildungen teil. Da ihnen das kulturelle Erbe ihrer Heimat besonders am Herzen liegt, verfolgen sie auch intensiv die Wiedereinrichtung eines Archäologischen Landesmuseums mit ständiger Ausstellung. Mit Freude haben sie kürzlich die Entscheidung über den Standort begrüßt. Damit dieses Vorhaben jetzt weiter zügig umgesetzt wird, sammelt ihre Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (www.ipal-mv.de) bundesweit Unterschriften. 11.057 Unterstützer haben schon unterzeichnet.