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Ausstellungskritik: „Blutiges Gold“

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Am 5. Oktober 2017 habe ich die Eröffnung der Ausstellung „Blutiges Gold – Macht und Gewalt in der Bronzezeit“ besucht. Landesarchäologe Dr. Detlef Jantzen gab einen Überblick zum Konzept, zu den Schwerpunkten und Zielen der Ausstellung. Frau Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Birgit Hesse würdigte in ihrem Grußwort vor allem das ehrenamtliche Engagement der Bodendenkmalpfleger in Mecklenburg-Vorpommern. Der anschließende Rundgang durch die Ausstellung war angesichts der über 200 Gäste etwas unübersichtlich, zumal man viel mit Gesprächen untereinander gebunden war. Es hat also nur für einen ersten (positiven) Eindruck gereicht. Mir wurde schnell klar, dass ich diese Ausstellung noch einmal in Ruhe besuchen muss.

Am 17. Oktober schaffte ich es, mit zwei meiner Kinder die Ausstellung erneut zu besuchen. Allerdings lief diesmal bei der Zeitplanung etwas schief. Wir kamen erst 17:00 Uhr in Groß Raden an. Um 17:30 Uhr schließt das Gebäude. Also viel zu wenig Zeit. Für Fotos und ein paar kleine Filmsequenzen hat es gereicht, aber wirklich genießen war unter dem Zeitdruck nicht möglich. Da wird wohl noch ein dritter Besuch fällig. Trotzdem möchte ich hier meine bisherigen Eindrücke schildern. Auch auf die Gefahr hin, dass ich einige Ausstellungsmerkmale in der Kürze der Zeit schlichtweg übersehen habe.

Die gesamte Ausstellung musste in Groß Raden auf einer Fläche von 200 m² untergebracht werden. Das ist für die bisherigen Ergebnisse der Forschungen im Tollensetal schon sehr wenig. Erhebt man zusätzlich den Anspruch, die Nordische Bronzezeit im Kontext darzustellen, scheint die Aufgabe nahezu unmöglich. Umso erstaunter war ich, was neben den ca. 300 archäologischen Funden noch alles untergebracht wurde, ohne die Räumlichkeit zu überfrachten. Besonders loben muss man das gelungene Stimmungsbild, das den Besucher auf den Tollensefluss entführt und links und rechts die Kontraste zwischen Reichtum und Gewalt anhand der Ausstellungsstücke präsentiert. Die hinter einer imaginären Schilfwand – ein halbdurchsichtiger Vorhang – versteckten Funde und das geschickte Spiel mit Licht und Spiegelung der prismenförmigen Vitrinen empfand ich als besonders gelungen. Mit „Stimmen aus dem Off“ (auch unten im Video zu hören) wird das Stimmungsbild zusätzlich untermalt. Sehr empfehlenswert sind die vielen audiovisuellen Stationen, die viel Wissen zu dieser spannenden Kulturepoche vermitteln. An die kleinen Besucher wurde auch gedacht. Mit Kleidung aus der Bronzezeit kann man sich verkleiden. Eine Station, an der man sein eigenes Gesicht auf eine bronzezeitliche Figur projizieren kann, war bei meiner 8-jährigen Tochter sehr beliebt. Von ihr kam zum Schluss das wohl größte Kompliment für die Ausstellung: „Papa, müssen wir wirklich schon gehen?“

Fazit: Eine Ausstellung, die man gesehen haben muss. Auf relativ kleinem Raum wird der Kontrast zwischen Macht und Gewalt während der Nordeuropäischen Bronzezeit eindrucksvoll vermittelt. Mittelpunkt sind die Funde und Forschungsergebnisse aus dem Tollensetal – dem Ort des ersten archäologisch nachgewiesenen Krieges in Europa. Stimmungsvolle Gestaltung, ausgereifte Präsentationstechniken und umfangreiche Wissensvermittlung lassen nahezu keine Wünsche offen. Mit Blick auf ein Archäologisches Landesmuseum, welches in der letzten Zeit mehr und mehr Konturen annimmt, ein gelungener Vorgeschmack darauf, wie die archäologischen Schätze Mecklenburg-Vorpommerns der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden könnten.

Die Sonderausstellung ist noch bis zum 10. September 2018 geöffnet.

Impressionen:

Weite Informationen auch unter: blutiges-gold.de

 

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Jürgen Krakor23. November 2017

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