Magna Germania – Antike Städte im Barbarikum

Claudius Ptolemaeus war ein antiker Wissenschaftler, der um das Jahr 100 n.Chr. in der römischen Provinz Ägyptos lebte und dort höchstwahrscheinlich seine Werke und wissenschaftlichen Thesen aus den Werken früherer Wissenschaftler der berühmten Bibliothek von Alexandria zusammenstellte.

Seine Karte gilt offiziell bis heute als die erste topografische Darstellung vom antiken Germanien. Seine „Magna Germania“ soll er dabei aus Berichten, Protokollen und Schriftwerken von römischen Händlern und den Vermessungstechnikern der Legionen zusammengestellt haben. Dh., dass seine Darstellung logischerweise auf älteren Berichten habe beruhen müssen, denn er selbst war sicher nie allzu weit weg von Ägypten. Interessant ist dabei seine relativ genaue Darstellung der Umrisse der Nordseeküste und der Halbinsel Jütland, sowie der Elbe, welche somit als signifikante Orientierungspunkte im Zusammenhang mit den modernen Karten dienen kann. Dabei hat Ptolemaeus bereits größere Ortschaften vermerkt. Allerdings kann man diese größeren Orte Germaniens sicher nicht mit römischen Civitas, oder Colonias (Städte) vergleichen. Das wäre auch ein völlig anderer Kulturkreis und ein anderer Stand der Entwickelung.

Dennoch müssen diese Orte bereits wichtige Knotenpunkte des Fernhandels, Macht- oder Kulturzentren, um das Jahr 0 herum gewesen sein, die wesentlich länger bestanden, als die meisten, germanischen Wandersiedlungen, welche wahrscheinlich nur von wenigen Generationen bewohnt waren. Das Wissen um die Landwirtschaft war wohl noch nicht gut ausgeprägt und die Felder und Wälder in der Umgebung eines Dorfes konnten wahrscheinlich nur 2-3 Generationen ernähren, bevor die Erträge der Landwirtschaft und die ausreichende Anzahl der Wildpflanzen- und Tiere erschöpft war. Offensichtlich war dies nicht überall in Germanien der Fall.

Schauen wir uns dazu einige der Ortsnamen auf der Magna Germania an:

Aregelia = Vorgänger des heutigen Leibzigs
Lupfurdum = ungefähr auf dem Gebiet des heutigen Dresdens
Treva = Vorgänger von Hamburg,
ein früher Knotenpunkt der „Bernsteinstraße“, im Teutonenland
Marionis = heute Mölln, östlich von Hamburg?
Leufana = Lüneburg, die Universität von Lüneburg nennt sich heute „Leuphana“, um 100 n.Chr. im Teutonenland
Leufana und Treva liegen am Fluss Albis,
Interessant: Zu römischer Zeit hieß England „Albion“

Touliphourdon = heute vermutlich Hannover,
Kerngebiet der späteren Sachsen,
zu Ptolemäus Zeiten noch Chauken/Cheruskerland
Tiliphourdi = heute vermutlich Bremen, Kerngebiet der späteren Sachsen, zu Ptolemäus Zeiten noch Chauken/Cheruskerland
Orelü = heute ziemlich genau Bremerhaven
Tuderi = heute wahrscheinlich Osnabrück
Aregelia = heute vermutlich Leipzig, damals Langobardenland
Marobudi = Königssitz von Marbod dem Markomannen
Budorgis = damals Hauptstätte der Lugier, heute wahrscheinlich Breslau
Trofea = Goslar, in der Nähe ist ein Kultplatz eingezeichnet
Nftina?! = Stadt an der Warnow
Roaebig, könnte Würzburg sein
Calefia = Lodz
Fragona = Frankfurt an der Oder?
Lugidi = Fürstenberg- (der Lugier?), heute Eisenhüttenstadt

Diese antike Karte beweist, dass die germanische Silbe, oder besser das Wort „Bude“ sehr alt sein muss und als Teil eines Ortsnamens darauf hinweist, dass es sich um eine Ansammelung von Hütten/Buden handelt.
Auch das fränkische Wort „Büttnerei“, dh. Werstätte, in der Holzgefäße gebaut werden, könnte einen ähnlichen Ursprung haben.

Flussnamen auf der Karte, die man den heutigen Flüssen zuordnen kann:

Albis/Albia = Elbe,
England wurde zu römischer Zeit teilweise auch Albion genannt.
Also ein Hinweis darauf, dass Britanien schon früh Kontakte zu den Völkern an der Elbe hatte, wahrscheinlich war England auch deshalb, während der Völkerwanderungszeit, das Hauptmigrationsziel der Sachsen, Angeln und Jüten.

Infurgus = Weser
Amafus = Ems
Renus = Rhein
Danub = Donau
Chaludus = Warnow
Fünus = Oder
Madus = Parsęta (Polen)
Istula = Weichsel (Polen)

Laut TV wurde diese Karte wissenschaftlich von dem Geodäsieinstitut der TU Berlin ausgewertet. Ich habe auch eigene Überlegungen zu den Orten oben beigefügt. Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Geodäsieuntersuchung wurden in dem Buch
„Germania und die Insel Thule: Die Entschlüsselung von Ptolemaios‘
„Atlas der Oikumene“ veröffentlicht.

Diese Ergebnisse wurden bereits auch innerhalb der modernen Popkultur, u.a. in dem historischen Strategie- und Aufbauspiel „Attila Total War“ veröffentlicht, indem man versuchte eine möglichst genaue Wiedergabe der Landschaft Europas um das Jahr 400 n.Chr. zu erstellen. Eine interaktive Karte des Spiels, welche mit Stammes- und Ortsnamen versehen ist, werde ich unten in den Quellen verlinken.

Städte in Mitteleuropa aus vorgermanischer Zeit:

Was Ptolemäus Karte „Magna Germania“ leider komplett außen vor lässt, ist die Tatsache, dass durch die moderne Wissenschaft der Archäologie und andere Autoren der Antike auch schon ältere Städte auf dem späteren Germanien beschrieben und heute wissenschaftlich relativ gut nachgewiesen sind.

  

 

1. Die wohl älteste, bisher bekannte Stadt Deutschlands ist BERNSDORF
(Zeitepoche: Bronzezeit)
„Die versunkene Siedlung war ein bronzezeitlicher Knotenpunkt auf der über 5000 Kilometer langen Route zur baltischen Ostseeküste. Bernstorf, häufig als das „bayerische Mykene“ bezeichnet, ist eine der derzeit aufregendsten Grabungen in Deutschland. (…) Es besaß auch einen Schutzwall.“

2. Die HEUNEBURG
(Zeitepoche: klassische Antike)
„Die Heuneburg ist eine vor- und frühgeschichtliche Höhensiedlung am Oberlauf der Donau im Ortsteil Hundersingen der Gemeinde Herbertingen etwa 14 km östlich von Sigmaringen im Landkreis Sigmaringen. Die befestigte Kernanlage des frühkeltischen Fürstensitzes aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. ist etwa 300 Meter lang und bis zu 150 Meter breit. Sie ist eine der bekanntesten Fundstellen aus keltischer Zeit in Mitteleuropa.“

3. DIE KELTISCHE METROPOLE MANCHING
(Zeitepoche: römische Republik)
Die wohl größte und mächtigste Stadt nördlich der Alpen war lange Zeit das keltische Manching, in der Nähe des heutigen Ingolstadt. Diese Keltenfestung exestierte etwa 300 – 80 v.Chr. Sie war ein Oppidum (befestigte Anlage) mit mindestens 5000 Einwohnern um das Jahr 120 v.Chr. herum. Möglicherweise waren es sogar doppelt so viele. Ab dem Jahr 100 v.Chr. beginnen die Kelten von Manching ihre Stadt mit einer gewaltigen Mauer zu befestigen, in der etwa 500 000 t Material verbaut wurden. Sie war die wohl erste, planmäßig erbaute Stadt nördlicher der Alpen. Dabei war nur ein Teil innerhalb der Stadtmauern wohntechnisch bebaut, denn ein Großteil ihrer Felder und Weiden lag innerhalb der Stadt, so konnten die Einwohner auch lange Belagerungen überleben. Im Zentrum der Altstadt wurden Tempel errichtet.
Den Anfang zum Aufstieg als wichtige Keltenstadt verdankte Manching anfangs wohl seinen Eisenschmieden, später sollte diese Stadt auch ein letzter, großer Handelsplatz der Bernsteinstraße sein, bevor man das Mittelmeer erreichte.

Später jedoch wurde Manching, die erste, große Stadt nördlich der Alpen, DAS Zentrum für den Sklavenhandel. Ihr Hauptziel: Die germanischen Bauern. Die überlegenen Krieger der Kelten waren zu jener Zeit bereits mit Eisenrüstungen und Waffen ausgerüstet, gegen die die einfachen, damals noch rückständigen Germanen keine Chance hatten. Immer wieder zogen Räuber- und Entführertrupps von Manching aus, um Dörfer der Germanen und anderer Nachbarn zu plündern und ihre Einwohner zu versklaven. Wenn man also irgendwo in der damaligen, römischen Republik germanische Sklaven sah, konnte man sich sicher sein, dass diese von Manching aus ans Mittelmeer verschleppt und verkauft wurden. Es gibt Aufzeichnung, die belegen, dass besonders blonde Frauen sehr hohe Preise erzielten. Die Quelle ihres großen Reichtums (Sklaven), könnte auch der Grund für ihren späteren Untergang gewesen sein. Genau zur gleichen Zeit, in der die gewaltigen Stadtmauern entstehen, fangen die ersten germanischen Stämme an sich zu Kriegszügen zusammen zu schließen und nach Süden zu ziehen. Ein besonderer Schreck für Rom war der sogenannte Kimbernzug 120 v.Chr.Sicher habe einige Germanen, deren Dörfer niedergebrannt und deren Angehörige als Sklaven verkauft wurden, nicht vergessen, was Manching für ein Ort war und haben sich den größeren Kriegszügen der Teutonen und Kimbern angeschlossen. Ja, vielleicht haben sie den Kimbernzug sogar auf die Stadt zugelenkt.In ein paar Tagen wird es noch einen eigenen Artikel über Manching geben.

4. MAGDALANSBERG
(Zeitepoche: Roms Wandel von der Republik zum Imperium)
„Die Stadt auf dem Magdalensberg ist eine vom ersten Jahrhundert v. Chr. bis zur Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. bewohnte norische Siedlung an den Hängen und am Gipfelplateau des Magdalensbergs am Rand des Kärntner Zollfelds. Sie war vor und in der Anfangsphase der römischen Besatzung ein wichtiger Handelspunkt, insbesondere für das norische Eisen. Die Siedlung wurde nach dem Bau der römischen Stadt Virunum am Zollfeld aufgegeben, wobei die dokumentierte Siedlungsdauer nur rund 90 Jahre betrug. Bedeutendster Einzelfund ist der Jüngling vom Magdalensberg.“ Virunum, das spätere Wien, sollte den wichtigen römischen Vasallenstamm der keltischen Noricer besser in das römische Reich assimilieren und somit die Produktion des norsichen Stahls erhöhen und für die Legionen Roms endgültig sicher stellen.

Der Mecklenburger Hobby-Historiker Christopher Motz möchte ergründen, was die Welt im Innersten zusammen hält. Die Geschichte des vergangenen Seins und das Wissen über Sie lässt uns die Welt von heute besser verstehen,.

Quellen:

Ptolemaeus Karte: Magna Germania
https://upload.wikimedia.org/…/Ptolemaeus_Magna_Germania.jpg

Ptolemaeus Weltkarte 100 n.Chr.
https://upload.wikimedia.org/…/com…/2/23/PtolemyWorldMap.jpg

https://www.zdf.de/kul…/aspekte/germania-war-anders-100.html

https://www.amazon.de/Germania-die-Insel-Thule…/…/3534237579

http://www.altwege.de/roemer-und-…/karte-des-ptolemaeus.html

Interaktive Karte von Creative Assembly: Europa um 400 n.Chr.
https://www.honga.net/totalwar/attila/region.php…

https://de.wikipedia.org/wiki/Bibliothek_von_Alexandria

Marbods Königssitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Maroboudon

https://de.wikipedia.org/wiki/Treva

https://de.wikipedia.org/wiki/Touliphourdon

https://en.wikipedia.org/wiki/Rugii

https://de.wikipedia.org/wiki/Stadt_auf_dem_Magdalensberg

https://de.wikipedia.org/wiki/Heuneburg

https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenh%C3%BCttenstadt

http://www.enzyklo.de/Begriff/B%C3%BCttnerei

Sklavenpreise im alten Rom:
http://imperiumromanum.com/wirtschaft/wert/preise_03.htm

Die Kimbernzüge, erste germanische Migration:
PS „kimbern“ soll angeblich ein altes Wort für „plündern“ sein
https://de.wikipedia.org/wiki/Kimbern

Die Bernsteinstraße:
https://www.zdf.de/…/die-bernsteinstrasse-das-magische-sieg…

Infos zur Stadt Manching:
Geo-Epoche: Die Kelten – Artikel: „Die bedrohte Metropole“, ab Seite 86




PM: Römer in Mecklenburg (IPAL-12)

Wismar. Jens Dammann aus Cambs ist während seiner Freizeit oft als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger im Auftrag des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege unterwegs. Kürzlich fand er bei der Suche mit seinem Metalldetektor im Osten Nordwestmecklenburgs eine römische Silbermünze, einen so genannten Denar. Was Archäologen westlich des Rheins nur ein müdes Lächeln entlockt, ist in Mecklenburg-Vorpommern ein seltener Glücksfall, denn römische Münzen zählen hier noch immer zu den großen Seltenheiten.

   
(Fotos; Jens Dammann)

Der Neufund gehört sogar zu einem Münztyp, den man im Land bislang noch gar nicht gefunden hatte. Es handelt sich um eine Prägung, auf der Julia Domna, die zweite Frau des römischen Kaisers Septimius Severus (193–211 n.Chr.) und Mutter der Kaiser Caracalla (211–217) und Geta (211), abgebildet ist. Die Rückseite zeigt die sitzende Göttin Vesta mit Palladium und Zepter. Der glückliche Finder sagt dazu: „Die Fläche hat schon viele Funde in einer großen zeitlichen Bandbreite geliefert. So fanden sich dort zum Beispiel eine Fibel [= Gewandschließe; die Red.] des 4. Jahrhunderts, die erste in Mecklenburg geschlagene Münze aus dem frühen Mittelalter, zwei frühneuzeitliche Petschafte [= Siegelstempel; die Red.] sowie Knöpfe und Münzen aus dem Deutschen Kaiserreich.“ Bereits 2014 hatte man auf demselben Acker einen römischen Denar des Kaisers Marc Aurel (161-180 n.Chr.) gefunden. Zusammen mit der Fibel liegen somit schon drei Stücke vor, die in die jüngere römische Kaiserzeit weisen.

Unklar ist derzeit noch, ob es sich um Grabbeigaben handelt oder dort ehemals eine Siedlung bestand, in der diese Funde verloren gingen. Deutlich zeigen sie aber, wie wichtig es ist, dass diese Funde dem Landesamt gemeldet werden, denn das Wissen um unsere Geschichte ist wie ein Puzzle, das durch jedes neue Teil vollständiger wird. Leider landen immer noch viele Funde ohne ordentliche Erfassung in privaten Sammlungen, wodurch ein wesentlicher Teil ihres wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Wertes verloren geht.

Um dem entgegen zu wirken, ist Jens Dammann nicht nur mit dem Metalldetektor unterwegs, sondern arbeitet auch in der „Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum“ oder kurz IPAL (www.ipal-mv.de) aktiv mit. Dies ist ein Zusammenschluss von Bodendenkmalpflegern und Interessierten, der sich dafür einsetzt, die Bürger und Urlaubsgäste, insbesondere aber auch die politischen Entscheidungsträger für die einzigartigen archäologischen Schätze unseres Landes zu begeistern.