PM: Großsteingräberpflege (IPAL-17)

Rerik. Letzten Samstag fand ein kleiner Einsatz zur Pflege der Großsteingräber rings um Rerik statt. Die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Volker Häußler, Thomas Köhler und Jürgen Krakor sorgten dafür, dass Sturmschäden beseitigt wurden. Die beiden letzten Herbststürme hatten einige Bäume so stark beschädigt, dass reichlich Windbruch beseitigt werden musste. Bei der Gelegenheit wurden auch gleich noch die Grabkammern von Laub befreit und ein paar kleinere Ausbesserungsarbeiten vorgenommen. Demnächst werden noch großere Rückschnitte der Baumbestände erfolgen müssen, damit keine Gefahrenquellen für die Besucher entstehen.

Die zum Pflegeeinsatz zufällig anwesenden Besucher erhielten von Herrn Häußler ausführliche Informationen zu den jeweiligen Grabanlagen und der Geschichtsepoche. Bei der Gelegenheit wurden auch Unterschriften für die Initiative pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL www.ipal-mv.de). Die Bürgerinitiative engagiert sich seit fast drei Jahren für den Wiederaufbau eines Landesmuseums in Mecklenburg-Vorpommern. Über 14.000 Unterstützer haben schon unterschrieben. Das Projekt Landesmuseum hat in den letzten beiden Jahren große Fortschritte gemacht. „Aber wir machen weiter, bis sie uns die Tür aufschließen“, so Häußler.

Fotos: Jürgen Krakor




PM: Wikingerschmuck: Einzigartiger Doppelfund in M-V (IPAL-15)

Pasewalk/Neubukow. Für Sylvio Barkow und Jürgen Krakor, beide ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (LAKD), wurde Christi Himmelfahrt 2017 zu einem ganz besonderen Tag. Während Herr Barkow nur wenige Stunden bis zur Grillparty nutzen wollte, hatte Herr Krakor den ganzen Tag von seiner Familie für sein Hobby geschenkt bekommen.

Sylvio Barkow / Jürgen Krakor

Barkow hatte sich eine Ackerfläche bei Pasewalk für eine Feldbegehung auserkoren, die Dr. C. Michael Schirren, Dezernent beim LAKD, als kontrollwürdige Verdachtsfläche empfohlen hatte. Seine Prospektion begann ohne Metalldetektor. An einer Stelle mit sehr vielen Keramikfragmenten kam das Gerät dann aber doch zum Einsatz. Erfahrungsgemäß sind mit Keramikfragmenten bestimmter Epochen auch Metallfunde vergesellschaftet. Barkow konnte dann auch ein Fibelfragment und Bronzeschlacke finden.

Krakor begann etwa 170 km Luftlinie entfernt gleichzeitig seine Suche mittels Metalldetektor auf einem Feld, auf dem er schon Tage vorher wikingerzeitliche Artefakte bergen konnte. Dazu zählten das Mittelstück einer Kleeblattfibel (Gewandschließe) und mehrere Bleigewichte. Andere Keramik- und Metallfunde ließen einen jungslawischen Kontext (11. bis 12. Jh.) vermuten. Am besagten Tag waren noch Restflächen in unmittelbarer Nähe der bisherigen Funde zu begehen.

Nach ca. 10 Metern, um 12:44 Uhr bekam Krakor sein erstes gutes Signal. „Der Fund lag nur etwa 10 cm tief. Es reichte, mit dem Schuh die lockere Erde beiseite zu schieben. Als die Umrisse des Objektes klar waren, habe ich vorsichtig Schicht für Schicht das Erdreich entfernt. Nachdem dann die typische Brakteatenöse, Strukturen und Vergoldungsreste zum Vorschein kamen, war klar, dass es ein außergewöhnlicher Fund sein könnte. Wie bei Bodendenkmalpflegern allgemein üblich, wurde das Ereignis mit einem ausgiebigen Freudentanz gewürdigt. Das sind oft durchaus künstlerisch wertvolle Darbietungen, allerdings immer ohne Publikum.“


Neubukower Fund unmittelbar nach der Bergung

Etwa ein bis zwei Stunden später erging es Herrn Barkow bei Pasewalk ganz ähnlich. „Getanzt habe ich nicht, aber ein ‚Yes, tolles Stück!‘ kam mir schon über die Lippen und natürlich das sofortige Bewusstsein, dass es sich hier um etwas Außergewöhnliches handeln muss. Ist halt ein tolles Gefühl, wenn man mit solchen Funden die Geschichtsschreibung vorantreiben kann.“


Pasewalker Fund wenige Tage nach der Bergung
(Foto: Burhard Fechtner)

Bei beiden Funden handelt es sich offensichtlich um Wikingerschmuck aus dem 10. Jahrhundert. Lediglich der Materialeinsatz weicht stark ab. Der Pasewalker Fund wurde aus wesentlich weniger Bronze gegossen als der Neubukower. Eine gemeinsame Werkstatt oder Gussform liegt nahe. Die wissenschaftliche Untersuchung wird diese spannende Frage sicher bald beantworten. Als gesichert gilt bisher die Erkenntnis, dass die Anhänger dem sogenannten Jelling-Stil zugeordnet werden können. Damit wäre eine Datierung der Originalformen von 950 bis 985 n. Chr. anzunehmen.

Derartige Funde kennt man z. B. aus Grabbefunden aus England, Skandinavien, Südschweden und Nordrussland. In Mecklenburg-Vorpommern sind sie bis auf dieses Doppelpack als Fundmaterial noch nicht vorgekommen. Umso verwunderlicher natürlich die gleichzeitige Auffindung zweier Exemplare. Für jeden Kenner der Nordischen Mythologie reichlich Raum zur Spekulation.

Vorbehaltlich der wissenschaftlichen Untersuchung kann man dem Motiv gegebenenfalls direkt eine Szene aus der Glaubenswelt der Wikinger zuordnen. Gemäß der Stilrichtung wurden Körper immer s-förmig im Profil dargestellt. Das Auge und die Lippe des Oberkiefers sind stets überbetont. Der Körper wird mit einer Art Leitermuster gekennzeichnet und die Beinansätze sind spiralförmig. Fremdgegenstände haben einen Mittelsteg. „Es kann sein, dass wir hier die Fesselung des Fenriswolfes sehen, eines der zentralen Themen aus der Wikingermythologie. Sie symbolisiert die Rettung der Welt vor dem Untergang. Dass der Kriegsgott Tyr dabei seine Hand verliert und wie sich die magische Fessel immer fester um den Köper des Ungeheuers zieht, lässt sich mit etwas Phantasie durchaus in den Fundstücken erkennen“, so Krakor.


Fesselung des Fenriswolfes
(Zeichnung um 1900)

Am 12. Juni war Fundübergabe an das Landesamt. Im Beisein der Presse nahm Dr. Lars Saalow, Dezernent für Urgeschichtliche Siedlungen, die 66 Einzelfunde entgegen. Alexander Schacht von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rostock und Volker Häußler, Kreisbodendenkmalpfleger i. R., waren ebenfalls vor Ort und beantworteten die Fragen der Journalisten. Anschließend wurden auf der Ackerfläche bei Neubukow fünf Fundstellen noch einmal mittels hochgenauen Differential-GPS eingemessen, die Krakor unmittelbar nach den Fundbergungen mit farbigen Holzstäben markiert hatte.


Während der Fundübergabe
(v.l.n.r. Jürgen Krakor, Alexander Schacht, Volker Häußler, Dr. Lars Saalow)

Wie Sylvio Barkow und Jürgen Krakor sind ca. 180 ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger in Mecklenburg-Vorpommern aktiv. Sie kümmern sich um den Erhalt und die Rettung kulturhistorischer Hinterlassenschaften. Damit tragen sie wesentlich dazu bei, die regionale Identität und das Geschichtsbewusstsein zu fördern. Die Bürger, Besucher und Gäste unseres Bundeslandes zeigen, so belegt es die bundesweite Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (www.ipal-mv.de) mit derzeit über 11.280 Unterstützern, sehr großes Interesse an unserer Landesgeschichte. Deshalb ist es wichtig, auf das Potential und die Optimierung dieser Landesressource hinzuweisen. M-V ist ungewöhnlich reich an interessanten Belegen seiner Vergangenheit. Deshalb sollte diese Struktur unbedingt oberste Priorität bei der Förderung erhalten. Wenn unser Land das jetzt nach 25 Jahren endlich in Bewegung gekommene Projekt „Archäologisches Landesmuseum“ zügig umsetzt und die Landesarchäologie mit hauptamtlichen Archäologenstellen adäquat der Anzahl Ehrenamtlicher angepasst wird, ist ein Nutzen für unser Land zu erwarten, der den Aufwand bei weitem übersteigt.

Wir bewegen etwas für die Archäologie, für eine attraktive Urlaubsregion und für unser Mecklenburg-Vorpommern. Unterstützen auch Sie uns mit Ihrer Unterschrift unter http://ipal-mv.de/tpl/signum.inc.




PM: Römer in Mecklenburg (IPAL-12)

Wismar. Jens Dammann aus Cambs ist während seiner Freizeit oft als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger im Auftrag des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege unterwegs. Kürzlich fand er bei der Suche mit seinem Metalldetektor im Osten Nordwestmecklenburgs eine römische Silbermünze, einen so genannten Denar. Was Archäologen westlich des Rheins nur ein müdes Lächeln entlockt, ist in Mecklenburg-Vorpommern ein seltener Glücksfall, denn römische Münzen zählen hier noch immer zu den großen Seltenheiten.

   
(Fotos; Jens Dammann)

Der Neufund gehört sogar zu einem Münztyp, den man im Land bislang noch gar nicht gefunden hatte. Es handelt sich um eine Prägung, auf der Julia Domna, die zweite Frau des römischen Kaisers Septimius Severus (193–211 n.Chr.) und Mutter der Kaiser Caracalla (211–217) und Geta (211), abgebildet ist. Die Rückseite zeigt die sitzende Göttin Vesta mit Palladium und Zepter. Der glückliche Finder sagt dazu: „Die Fläche hat schon viele Funde in einer großen zeitlichen Bandbreite geliefert. So fanden sich dort zum Beispiel eine Fibel [= Gewandschließe; die Red.] des 4. Jahrhunderts, die erste in Mecklenburg geschlagene Münze aus dem frühen Mittelalter, zwei frühneuzeitliche Petschafte [= Siegelstempel; die Red.] sowie Knöpfe und Münzen aus dem Deutschen Kaiserreich.“ Bereits 2014 hatte man auf demselben Acker einen römischen Denar des Kaisers Marc Aurel (161-180 n.Chr.) gefunden. Zusammen mit der Fibel liegen somit schon drei Stücke vor, die in die jüngere römische Kaiserzeit weisen.

Unklar ist derzeit noch, ob es sich um Grabbeigaben handelt oder dort ehemals eine Siedlung bestand, in der diese Funde verloren gingen. Deutlich zeigen sie aber, wie wichtig es ist, dass diese Funde dem Landesamt gemeldet werden, denn das Wissen um unsere Geschichte ist wie ein Puzzle, das durch jedes neue Teil vollständiger wird. Leider landen immer noch viele Funde ohne ordentliche Erfassung in privaten Sammlungen, wodurch ein wesentlicher Teil ihres wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Wertes verloren geht.

Um dem entgegen zu wirken, ist Jens Dammann nicht nur mit dem Metalldetektor unterwegs, sondern arbeitet auch in der „Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum“ oder kurz IPAL (www.ipal-mv.de) aktiv mit. Dies ist ein Zusammenschluss von Bodendenkmalpflegern und Interessierten, der sich dafür einsetzt, die Bürger und Urlaubsgäste, insbesondere aber auch die politischen Entscheidungsträger für die einzigartigen archäologischen Schätze unseres Landes zu begeistern.




PM: Wildschweine beschädigten bronzezeitliche Grabanlagen (IPAL-10)

Neubukow: Während einer Exkursion der Bodendenkmalpfleger im April 2016 mussten massive Schäden an mehreren bronzezeitlichen Hügelgräbern bei Steinhagen (Kirch Mulsow) festgestellt werden. Glücklicherweise gibt es in unserem Bundesland viele engagierte ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger, denen die Erhaltung unseres kulturellen Erbes sehr am Herzen liegt. Speziell im Raum Rostock-Stadt und Rostock-Land ist seit den 1980er Jahren die Kreisarbeitsgruppe Ur- und Frühgeschichte außerordentlich aktiv. In enger Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde in Güstrow und dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin werden mehrmals jährlich Pflegeeinsätze durchgeführt. Die Beteiligung daran ist in der Regel überdurchschnittlich. So kamen auch vergangenen Sonnabend 14 Bodendenkmalpfleger zum Einsatz. Mit Schubkarren, Eimern, Schaufel, Spaten und Harken bewaffnet, wurden die bis zu einen halben Meter tiefen Wildschäden ausgebessert. Einige Kulen waren so tief, dass in ihnen zunächst eine Folie ausgelegt werden musste, um in der Dokumentation für die Nachwelt zu erhalten, ab welcher Schicht anno 2017 eine Auffüllung gemacht wurde. Insgesamt wurden sechs Hügelgräber, deren Alter auf 3.100 bis 3.600 Jahre geschätzt wird, wieder hergerichtet. „Ein Tag der viel Spaß gemacht hat und jedes Fitness-Studio ersetzt.“ sagte Bodendenkmalpflegerin Gabriela Hafner aus Alt Karin.

Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Mecklenburg-Vorpommerns engagieren sich seit über zwei Jahren mit der Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL) für ein Landesmuseum mit ständiger Ausstellung, damit das kulturelle Erbe unseres Bundeslandes der Öffentlichkeit nach gut 25 Jahren wieder zugängig wird. Auf ihrer Homepage ipal-mv.de sammeln sie bundesweit Unterschriften, damit die Landespolitik diese dringend notwendige Strukturmaßnahme umsetzt.