Manches ist anders, als es scheint …

Bei Tauchprospektionen ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger in der Nähe der slawischen Fürstenburg Werle (Lkr. Rostock) kam im Jahr 2010 ein Rostklumpen ans Tageslicht, der eine Axt sowie einen Schildbuckel zu enthalten schien. In diesem Flussabschnitt waren bereits mehrfach Funde aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts geborgen worden, so dass es nahe lag, auch den neuen Fund in diesen Zeitraum zu datieren.

Aber es kam anders: Während der Freilegung in der Werkstatt des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege trat zwar die erwartete Axt zu Tage – eine Streitaxt skandinavischen Typs –, der erwartete völkerwanderungszeitliche Schildbuckel erwies sich jedoch als Aufsatz einer Petroleumlampe. Beide Fundstücke waren durch die Korrosionsprodukte fest miteinander verbacken.

In der Archäologie gilt normalerweise der Grundsatz, dass das, was in ungestörten Zusammenhängen gefunden wird, in der Regel auch gleich alt ist. Wäre das Konglomerat aus Axt und Lampenaufsatz ein solcher „geschlossener Fund“, dürfte nun die Geschichte umgeschrieben werden: Unsere slawischen Vorfahren hätten die Besitzer der Streitaxt tatsächlich schon mit Petroleumlampen begrüßen können. Was für eine Erkenntnis! Und ganz nebenbei wäre Bismarcks Postulat, in Mecklenburg geschehe alles fünfzig Jahre später, endgültig widerlegt worden.

Leider ist der Lampenaufsatz jedoch eindeutig neuzeitlichen Ursprungs. Erst als er im 19. oder 20. Jahrhundert in die Warnow fiel, traf er auf die völkerwanderungszeitliche Streitaxt. Die allmählich entstehende Kruste aus Korrosionsprodukten verband die ungleichen Fundstücke.

Rund 250 ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger unterstützen die Landesarchäologie in Mecklenburg-Vorpommern. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Erfassung der archäologischen Fundstellen. Seit 2008 können sich ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger in einem Zusatzlehrgang auch für den Einsatz eines Metalldetektors qualifizieren. Einige der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen, wie das bronzezeitliche Schlachtfeld im Tollensetal, gehen auf ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger zurück.

Archäologen und ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger erleben immer wieder solche kuriosen Überraschungen. Auch sie verdienen es, erzählt zu werden – nicht zuletzt in einem künftigen Archäologischen Landesmuseum. Unterstützen bitte auch Sie mit Ihrer Unterschrift unsere Initiative:

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(Fotos: LAKD MV/LA)



Monster, Götter und andere Mecklenburger

Etwa 250 ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger unterstützen die Landesarchäologie in Mecklenburg-Vorpommer. Zu ihrer Tätigkeit gehört die Rettung archäologischer Funde vor Flächenversieglungen und den Auswirkungen moderner Land- und Forstwirtschaft. Unzählige Funde werden so jährlich der archäologischen Sammlung zugeführt. Sie könnten unser Wissen mit spannenden Geschichten erweitern.

Ein kleines Beispiel gibt Einblicke in die Glaubenswelt unserer Nachbarn in der Zeit von 550 bis 750 n.Chr. Eine Münze und zwei Fibeln (Gewandschließen) sind drei von mehreren hundert Fundstücken eines ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegers in Nordwestmecklenburg. Sie zeigen die enge Beziehung unserer Vorfahren zu ihren Nachbarn im Westen und im nordischen Ostseeraum.

Unsere skandinavischen Ostseeanrainer sind durch eine Vogelfibel (ca. 680 n.Chr.) vertreten. Sie zeigt einen der beiden Raben Odins. Auf dem Rücken der Fibel ist ein Kopf mit Zipfelmütze dargestellt, der als Odinskopf gedeutet werden kann.

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Weitaus naturalistischer wurde diese Gottheit auf dem nächsten Fund mit Bart und wildem Haar abgebildet. Hier handelt es sich um eine Sceatta-Münze (720-740 n.Chr.). Auf die aus Friesland oder England stammende Münze wurde im Gegensatz zu anderen Münzen kein Herrscher, sondern eine Gottheit geprägt. In unserem Fall Wodan, der in Skandinavien als Odin bekannt ist.

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Der Glaube an Dämonen und Monster war offensichtlich zu dieser Zeit weit verbreitet und wurde auch immer wieder bildlich dargestellt, wie der dritte Fund belegt. Auf dramatische Weise beißt ein Monster mit seinem schnabelartigen, überlangen Maul dem Opfer ins Bein (Bild3). Mit beiden Pranken krallt es sich fest. Sein fürchterlich starrendes Auge erfasst den Betrachter. Möchte man hier das Opfer sein? Vermutlich nicht ! Sollte dieses damals goldglänzende Schmuckstück seinem Träger Mut für den nächsten Kampf geben? Hoffte er auf die Unterstützung seiner Götter? Wir wissen es nicht.

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Wir wissen aber, dass solche Zeugen unserer Geschichte ausgestellt gehören. Als einzigem Bundesland Deutschlands fehlt Mecklenburg-Vorpommern ein archäologisches Landesmuseum. Seit über 24 Jahren wird die Realisierung politisch auf die „lange Bank“ geschoben. Eine, für den Tourismus und die Bewohner dringend notwendige Institution, wird nicht realisiert. Die Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL) möchte da nicht weiter tatenlos zusehen.

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