Es muss nicht unbedingt die Sonde sein

Die Gemarkung Kühlungsborn gehört zu den besterforschten unseres Landes. 1981 waren nur fünf Fundplätze bekannt. Inzwischen haben es hiesige Bodendenkmalpfleger geschafft, fast die gesamten Flächen zu begehen. Es gibt nur noch wenige „Weiße Flecken“. Heute sind es über 300 bekannte Fundstellen von der Brommezeit (Paläolithikum) bis zur Gegenwart.

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Aber auch auf bekannten Fundplätzen lohnt es sich immer mal wieder nachzusehen, ob sich bisher Unbekanntes entdecken lässt, besonders dann, wenn tief gepflügt wurde. Dann ist zu erkennen, ob noch intakte Siedlungsreste unter der Pflugschicht vorhanden sind.

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Am südlichen Rand der Gemarkung wurden im späten Herbst über 100 Hektar tief gepflügt und für den Kartoffelanbau vorbereitet. Nachdem alles gut abgeregnet war, lud die Kreisarbeitsgruppe Ur- und Frühgeschichte am 06. Februar zu einer ersten Begehung ein, der noch drei weitere folgten und an denen 11 Bodendenkmalpfleger und Interessierte teilnahmen. Mit den Bauern war natürlich alles abgestimmt.

Die Sondengänger wegen zwar wegen der geringen und meist neuzeitlichen Ausbeute etwas enttäuscht, aber die Flintfunde waren überwältigend. Das Abschlagmaterial streute fast flächendeckend, aber es wurden auch Fundkonzentrationen herausgearbeitet, teilweise sogar neue Plätze. Besonders spannend wurde es dann, wenn auch kleinste Abschläge aus der Bearbeitung entdeckt werden konnten. Das Flintspektum umfasste diesmal auch Klingen, Schaber und schaberartige Geräte, Bohrer, zwei Nacken zu dicknackigen Feuersteinbeilen, ein Nackenfragment eines Schmalmeißels, ein Dreikantgerät mit sehr langer, schmaler Spitze an einem Ende und eine Pfeilspitze mit eingezogener Basis.

Aus zahlreichen Verfärbungen von Gruben und Herdstellen wurden größere Mengen spätbronze-, vorrömisch eisen- und kaiserzeitlicher Keramik geborgen. Mit dem Mist auf den Acker gekommene frühdeutsche und neuzeitliche Scherben fehlten nicht und belegten den spätmittelalterlichen Beginn der bäuerlichen und Fischersiedlungen Brunshaupten und Arendsee (seit 01.04.1938 mit Fulgen zusammen die Stadt Kühlungsborn). Die ausgedehnte Eisenverhüttung während der römischen Kaiserzeit bestätigte sich durch die vielen kleinen Reste der Ofensauen.

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IMG_4923 Nacken Schmalmeißel Fpl. 163 Kborn
IMG_4924 Nacken Schmalmeißel Fpl. 163 Kborn
IMG_4962 Nacken dickn. Beil 4482093-6000937 Fpl. 277 Kborn   Bockholt
IMG_4966 Nacken dickn. Beil Fpl. 277 Kborn
IMG_4969 Nacken dickn. Beil Fpl. 277 Kborn
IMG_4976 Nacken dickn. Beil Fpl. 277  Kborn
IMG_5016 Pfeilspitze 4481980-6000853 Fpl. 175 Kborn   Hafner
IMG_5030 Fpl. 175 Kborn
IMG_5035 Fpl. 175 Kborn
IMG_5037 Dorn-Dreikantgerät 4482607-6001057 Fpl. 345  Bockholt
IMG_5040 Dorn-Dreikant Fpl. 345 Kborn
IMG_5042 Dorn-Dreikant Fpl. 345 Kborn
IMG_5044 Dorn-Dreikant Fpl. 345 Kborn

Es konnte wieder Lücken der archäologischen Vergangenheit geschlossen werden und ich glaube, dass es den Teilnehmern bei bestem Sammelwetter viel Spaß machte.