Großsteingräber im Wald

An einem schönen Samstag bei schönstem Frühlingswetter planten meine Freundin und ich einen Wandertag. Wir entschieden uns, nach  Grevesmühlen zu fahren. Wir wollten uns dort wieder einmal die tollen Großsteingräber anschauen und die Umgebung genießen. Die Natur und die Umgebung sind einfach wunderschön. Vor allem die Grabmonumente sind faszinierend. Sie strahlen eine gewisse Magie aus, was sehr beeindruckend ist und  einen in den Bann sieht. Ich finde es einfach großartig und irgendwie unglaublich, wie die Menschen früher mit einfachsten Mitteln diese riesigen Steine bewegt haben.

Diese Großsteingräber (Megalithgräber oder Hünenbetten), wurden in der Jungsteinzeit von Bauern und Viehzüchtern der Trichterbecherkultur 4000 Jahre v.u.Z für die Toten als Grabstätte erbaut. Sie gaben immer Anlass für Sagen und Spukgeschichten. Die Bezeichnung Hünenbett oder Teufelsbackofen ist von den Menschen früherer Jahrhunderte übermittelt worden. Einige glaubten, dass Riesen oder Teufel diese Grabmonumente erbauten. So auch die Dolmen (bretonisch „men„- Stein, „toal„- Tisch), welche aus Megalithen (= große Steine) als Säulen mit einem großen Deckstein errichtet wurden.

Jährlich werden zahlreiche Besucher von diesen Geschichtsdenkmalen angelockt. Durch einen archäologischen Lehrpfad bekommen die Besucher umfangreiche Informationen über die Ur- und Frühgeschichte dieser Zeit. Es lohnt sich wirklich, diese Bauwerke unserer Vorfahren zu besuchen.

Man fühlt die Magie dieser Orte und die Ruhe der Natur. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

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GPS eingemessen Nordgruppe mit Sühnestein und Hügelgrab

Stefan Fuge

Siehe auch:
http://www.kulturwerte-mv.de/cms2/LAKD1_prod/LAKD1/de/Landesarchaeologie/Archaeologisches_Kulturerbe/Exkursionen/Everstorfer_Forst/index.jsp
http://www.grevesmuehlen.m-vp.de/bodendenkmaeler-im-everstorfer-forst-mit-suehnestein/
http://grosssteingraeber.de/seiten/deutschland/mecklenburg-vorpommern/everstorfer-forst.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fsteingrab_Teufelsbackofen

 




Wie man Bronze mit den Augen findet!

Wie fast jeden Tag gehe ich als „ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger“ über die Felder und Wiesen. Ich genieße dabei die Natur, die Ostsee die ich vor meiner Haustür habe und entspannte dabei. Stets sind meine Augen auf den Boden gerichtet. Man könnte ja was entdecken!

In den letzten sieben Jahren konnte ich dadurch viele neue Fundplätze lokalisieren.

Wie geht sowas vor sich? Ich achte auf dunkle verfärbte Stellen auf dem Acker, auf Steine die ungewöhnlich aussehen, auf kleine Keramikscherben oder Bruchstücke, eben auf alles was interessant sein könnte. Mit der Zeit entwickelt man ein Auge, ein Gefühl und Kenntnisse dafür. Auch darüber, wo Menschen gesiedelt haben könnten.

So auch an diesem bewussten Tag wo alles anfing.

Drei Stunden Feldbegehung über einige meiner Fundplätze. Schon oft drüber gegangen, da mal eine Feuersteinklinge, einen Schaber aufgehoben. Eingemessen, eingetütet und Bahn rauf, Bahn runter.

Die Landwirte hatten diesmal tief gepflügt, das junge Getreide kam schon hoch und der Boden war im Laufe des Winters gut abgeregnet und abgetrocknet. Dabei viel mein Blick auf ein kleines, grün schimmerndes Metallteil. Vorsichtshalber mit GPS eingemessen. Zu Hause wurde es gesäubert und dann konnte man ein Muster darauf erkennen. Es wurde in unser Forum gestellt und die Rückmeldungen waren alle positiv. Es schien sich um was „sehr altes“ zu handeln.

Der erste Fund
Der erste Fund

Mit meiner Freundin verabredete ich mich für eine weitere Begehung. Diesmal nahmen wir unsere Detektoren mit. Dann ging es Schlag auf Schlag!

Sofort wurde das Landesamt für Kultur- Denkmalpflege informiert, wie wir weitervorgehen sollen. Dies ist ein unbedingtes „muss“.

Ein Mitarbeiter kam raus, um einzumessen. Zwischenzeitlich kam ein weiterer ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger hinzu. Es kamen immer weitere Teile zum Vorschein. Leider mussten wir dann abbrechen, da erst mit dem Landwirt verhandelt werden musste. Schließlich sind wir keine Schatzräuber, die illegal rumwühlen.

Nach zwei Monaten Wartezeit kam mein großer Tag. Es fand eine Grabung in dem Areal der Bronzefunde statt.

Weit über 280 Fragmente kamen zusammen, sowie mehrere Grubenverfärbungen mit Keramikscherben aus der Bronzezeit.

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Dieser Hortfund stammt aus der Periode V, also aus der Zeit zwischen 900 – 740 v. Chr. Er besteht aus einem oder auch zwei Hängebecken, Armspirale und eventuell mehreren Gedrehten Halsringen mit Schmuckelementen.

Wäre ich an diesem Tag nur ein, zwei Meter daneben gelaufen oder hätte in eine andere Richtung geschaut, wer weiß ob ich ihn je entdeckt hätte.

Glück muss man bei seinen Begehungen auch haben!

Gabriela Hafner




Hügelgräber ohne Ende

Wieder einmal hatten Volker Häußler (Kreisbodendenkmalpfleger i.R.) und Alexander Schacht (Untere Denkmalschutzbehörde LRO) eine gemeinsame Exkursion organisiert. Zentrales Thema heute (9. April 2016): Bronzezeitliche Hügelgräber. Aber auch einige andere Sehenswürdigkeiten bei Neubukow (zwischen Rostock und Wismar gelegen) sollten besucht werden. Ich selber kannte einige Hügelgräber in der Kühlung, jenem während der letzten Eiszeit entstandenen Höhenzug, dem Kühlungsborn seinen Namen zu verdanken hat. Auch von anderen Exkursionen und Pflegeeinsätzen her waren mir diese Grabanlagen bekannt. Etwas in dieser Art erwartete ich heute. Es kam aber ganz anders. Doch der Reihenfolge nach: Wir trafen uns 9:30 Uhr auf dem Marktplatz Neubukow. Alle waren pünktlich. Ich zählte 16 Teilnehmer. Das ist, denke ich, eine ideale Größe für eine derartige Exkursion. Sehr zu meiner Freude waren auch Ehrenamtliche dabei, mit denen ich ohnehin gerne am Rande solcher Gemeinschaftsaktionen ins Gespräch komme.

Marktplatz Neubukow Bild1 Marktplatz Neubukow Bild2

Unsere erste Station war die Dorfkirche Passee. Wir erführen, dass dieser Bau einige Besonderheiten aufweist. Bei der Untersuchung der Hölzer des Dachstuhls stellte sich heraus. dass der Char der Kirche bereits 1284 erbaut wurde. Die urkundliche Erwähnung erfolge natürlich erst wesentlich später. Ein weiteres Unikum dieser Kirche sind beschriftete Backsteine, die willkürlich in das Mauerwerk integriert wurden. Die bisher gefundenen Inschriften ergeben durchaus einen Sinn, sind aber während des Bauens vollkommen durcheinander geraten. Hinter der Kirche befindet sich der stark verfallene hölzerne Glockenturm, der seine Glocke nicht mehr tragen kann, Sie steht jetzt separat direkt neben dem Gebäude. In einer Felsgesteinmauer fand Herr Schacht heute eine Reibemühle. Die war bisher nicht bekannt.

Dorfkirche Passee Bild 1 Dorfkirche Passee Bild 2 Dorfkirche Passee Bild 3 Dorfkirche Passee Bild 4 Dorfkirche Passee Bild 5 Dorfkirche Passee Bild 6 Dorfkirche Passee Bild 7

Nur etwa 300 Meter von der Kirche entfernt, erhebt sich ein imposanter Turmhügel. Diese mittelalterliche Wehranlage, welche damals von zwei Wällen und zwei Gräben umgeben war, stammt aus dem 13./14. Jahrhundert. Der Turmhügel alleine misst einen Durchmesser von 30 Metern. Mit den Wallanlagen unf Gräben zusammen ergibt sich ein Durchmesser von mehr als 100 Meter.

Turmhügel Passee Bild 1 Turmhügel Passee Bild 2 Turmhügel Passee Bild 3

Weiter ging’s in ein Naturschutzgebiet. Das sogenannte Entenmoor. Es umfasst 11,5 ha. Seine Moormächtigkeit beträgt 5,7 Meter. Zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten sind hier zu finden. Unmittelbar angrenzend besichtigten wir eine mutmaßliche Wallanlage. Die Interpretation dieser Struktur ist stark umstritten. Obwohl sich mehrere Forscher bisher bemühten, hier Klarheit zu schaffen, fehlen nach wie vor Funde, die die These untermauern.

Naturschutzgebiet Entenmoor Wallanlage Bild 1 Wallanlage Bild 2 Wallanlage Bild 3

Ein paar kurze Autominuten weiter die ersten Hügelgräber. Ihre Besonderheit ist es, dass sie direkt auf der Grenze zwischen dem heutigen Landkreis Rostock und dem Landkreis Nordwestmecklenburg liegen. Eine uralte Flurgrenze, die offensichtlich in vergangegen Zeiten auch mittels Steinsetzungen markiert wurde.

Hügelgräber an der Flurgrenze Bild 1 Hügelgräber an der Flurgrenze Bild 2 Hügelgräber an der Flurgrenze Bild 3 Hügelgräber an der Flurgrenze Bild 4

Jetzt stehen wir mitten auf dem ehemaligen Gutshof Steinhagen, von dem nur noch wenige Nebengebäude erhalten sind. Im ehemaligen Herrenhaus, das in den 1980er Jahren abgerissen wurde, lebten lange Zeit Angehörige der weit verzweigten Familie von Liebeherr. So z.B. auch Otto Friedrich Maximilian von Liebeherr (1814-1896), der Vizekanzler der Rostocker Universität war. Noch gut zu erkennen, sind die Reste eines ehemaligen Eiskellers.

Eiskeller Bild 1 Eiskeller Bild 2 Eiskeller Bild 3

Herr Schacht sagte: „Wenn ein Ort das Attribut »steinreich« verdient, dann ist es Steinhagen.“ Den Beweis sollte uns die folgende etwa 8 km lange Wanderung bringen. Die letzte Eiszeit hat hier besonders großzügig Steingeröll hinterlassen, aus dem auch die vielen Hügelgräber errichtet wurden. Man nahm das Material, das in Hülle und Fülle vorhanden war. Gleich zum Anfang sahen wir zwei sehr gut erhaltene Hügelgräber, die geschützt von Bäumen stolz in der Landschaft standen. Ursprünglich gehörte noch ein drittes dazu. Es war als Bodendenkmal beim Denkmalschutz registriert. In den 1980er Jahren wurde es leider im Zuge eines Wegebaus kurzerhand mit einer Planierraupe an den nahen Waldrand geschoben. Unfassbar.

Zwei Hügelgräber, das dritte fehlt

Das nächste Hügelgrab hat ein aktuelles Ärgernis. Der Jagdpächter hatte mitten auf dem Hügel einen Unterstand gebaut. Er wurde vom Denkmalschutz beauflagt, diesen zu entfernen. Das tat er auch und baute sich unmittelbar daneben einen Hochsitz. Das stört zwar immer noch den Betrachter der Anlage, ist aber wohl so hinzunehmen. Was aber überhaupt nicht hinnehmbar ist, ist seine Entsorgung des alten Unterstandes, den er einfach samt Wellblech und Balken den Hügel runter gekippt hat. Von Menschen, die sich gerne in der Natur aufhalten, habe ich etwas mehr Umweltbewusstsein erwartet.

Hügelgrab mit Hochsitz

Danach ging es dann Schlag auf Schlag. Ein Hügelgrab schöner als das andere. Es war wirklich beeindruckend so viele gut erhaltene Anlagen auf so engem Raum zu sehen. Ich kam aus dem Staunen gar nicht wieder raus. Ich habe nicht mitgezählt, aber über 10 Hügelgräber waren es auf alle Fälle alleine hier bei Steinhagen.

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Uns fiel leider auf, dass auf nahezu jedem Hügel Spuren von Grabungen vorhanden waren. Während man bei einigen noch annehmen konnte, dass sich eventuell Wildschweine hier zu schaffen machten, waren andere Löcher eindeutig von Menschenhand. Gut zu erkennen an den glatt durchgeschnittenen Wurzeln. Die Untere Denkmalschutzbehörde und das Landesamt werden die Spuren noch einmal genau analysieren und den Sachverhalt prüfen.

Grabungsschäden an Hügelgräbern Bild 1 Grabungsschäden an Hügelgräbern Bild 2 Grabungsschäden an Hügelgräbern Bild 3 Grabungsschäden an Hügelgräbern Bild 4

Nach so vielen Hügelgräbern haben wir dann noch einen »verwunschenen« Ort aufgesucht. Mitten im Wald gelegen, besuchten wir den Friedhof, auf dem, durch eine niedrige kreisrunde Feldsteinmauer abgegrenzt, das Erbbegräbnis deren von Liebeherr liegt. Von der ursprünglichen Kapelle steht nur noch das Fundament. Ringsum wurden auch Gutsangehörige bestattet. Der Friedhof wurde noch vereinzelt nach 1945 genutzt, wie einige Grabsteine belegen.

Friedhof Steinhagen Bild 1 Friedhof Steinhagen Bild 2 Friedhof Steinhagen Bild 3 Friedhof Steinhagen Bild 4

Schließlich ging es zurück durch den verwilderten Gutspark zu unseren Fahrzeugen. Hier endete unsere Exkusion, welche wir bei schönstem Frühlingswetter genießen durften. An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an die beiden Organisatoren Herrn Häußler und Herrn Schacht. Es war ein toller Tag!

Zum Schluss noch eine Bitte in eigener Sache: Als einzigem Bundesland Deutschlands fehlt Mecklenburg-Vorpommern ein Archäologisches Landesmuseum. Seit über 24 Jahren wird die Realisierung politisch auf die „lange Bank“ geschoben. Eine, für den Tourismus und die Bewohner dringend notwendige Institution, wird nicht realisiert. Die Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL) möchte da nicht weiter tatenlos zusehen. Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Unterschrift:

IPAL-MV.de

Jürgen Krakor




Es muss nicht unbedingt die Sonde sein

Die Gemarkung Kühlungsborn gehört zu den besterforschten unseres Landes. 1981 waren nur fünf Fundplätze bekannt. Inzwischen haben es hiesige Bodendenkmalpfleger geschafft, fast die gesamten Flächen zu begehen. Es gibt nur noch wenige „Weiße Flecken“. Heute sind es über 300 bekannte Fundstellen von der Brommezeit (Paläolithikum) bis zur Gegenwart.

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Aber auch auf bekannten Fundplätzen lohnt es sich immer mal wieder nachzusehen, ob sich bisher Unbekanntes entdecken lässt, besonders dann, wenn tief gepflügt wurde. Dann ist zu erkennen, ob noch intakte Siedlungsreste unter der Pflugschicht vorhanden sind.

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Am südlichen Rand der Gemarkung wurden im späten Herbst über 100 Hektar tief gepflügt und für den Kartoffelanbau vorbereitet. Nachdem alles gut abgeregnet war, lud die Kreisarbeitsgruppe Ur- und Frühgeschichte am 06. Februar zu einer ersten Begehung ein, der noch drei weitere folgten und an denen 11 Bodendenkmalpfleger und Interessierte teilnahmen. Mit den Bauern war natürlich alles abgestimmt.

Die Sondengänger wegen zwar wegen der geringen und meist neuzeitlichen Ausbeute etwas enttäuscht, aber die Flintfunde waren überwältigend. Das Abschlagmaterial streute fast flächendeckend, aber es wurden auch Fundkonzentrationen herausgearbeitet, teilweise sogar neue Plätze. Besonders spannend wurde es dann, wenn auch kleinste Abschläge aus der Bearbeitung entdeckt werden konnten. Das Flintspektum umfasste diesmal auch Klingen, Schaber und schaberartige Geräte, Bohrer, zwei Nacken zu dicknackigen Feuersteinbeilen, ein Nackenfragment eines Schmalmeißels, ein Dreikantgerät mit sehr langer, schmaler Spitze an einem Ende und eine Pfeilspitze mit eingezogener Basis.

Aus zahlreichen Verfärbungen von Gruben und Herdstellen wurden größere Mengen spätbronze-, vorrömisch eisen- und kaiserzeitlicher Keramik geborgen. Mit dem Mist auf den Acker gekommene frühdeutsche und neuzeitliche Scherben fehlten nicht und belegten den spätmittelalterlichen Beginn der bäuerlichen und Fischersiedlungen Brunshaupten und Arendsee (seit 01.04.1938 mit Fulgen zusammen die Stadt Kühlungsborn). Die ausgedehnte Eisenverhüttung während der römischen Kaiserzeit bestätigte sich durch die vielen kleinen Reste der Ofensauen.

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Es konnte wieder Lücken der archäologischen Vergangenheit geschlossen werden und ich glaube, dass es den Teilnehmern bei bestem Sammelwetter viel Spaß machte.