Monster, Götter und andere Mecklenburger
Etwa 250 ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger unterstützen die Landesarchäologie in Mecklenburg-Vorpommer. Zu ihrer Tätigkeit gehört die Rettung archäologischer Funde vor Flächenversieglungen und den Auswirkungen moderner Land- und Forstwirtschaft. Unzählige Funde werden so jährlich der archäologischen Sammlung zugeführt. Sie könnten unser Wissen mit spannenden Geschichten erweitern.
Ein kleines Beispiel gibt Einblicke in die Glaubenswelt unserer Nachbarn in der Zeit von 550 bis 750 n.Chr. Eine Münze und zwei Fibeln (Gewandschließen) sind drei von mehreren hundert Fundstücken eines ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegers in Nordwestmecklenburg. Sie zeigen die enge Beziehung unserer Vorfahren zu ihren Nachbarn im Westen und im nordischen Ostseeraum.
Unsere skandinavischen Ostseeanrainer sind durch eine Vogelfibel (ca. 680 n.Chr.) vertreten. Sie zeigt einen der beiden Raben Odins. Auf dem Rücken der Fibel ist ein Kopf mit Zipfelmütze dargestellt, der als Odinskopf gedeutet werden kann.
Weitaus naturalistischer wurde diese Gottheit auf dem nächsten Fund mit Bart und wildem Haar abgebildet. Hier handelt es sich um eine Sceatta-Münze (720-740 n.Chr.). Auf die aus Friesland oder England stammende Münze wurde im Gegensatz zu anderen Münzen kein Herrscher, sondern eine Gottheit geprägt. In unserem Fall Wodan, der in Skandinavien als Odin bekannt ist.
Wir wissen aber, dass solche Zeugen unserer Geschichte ausgestellt gehören. Als einzigem Bundesland Deutschlands fehlt Mecklenburg-Vorpommern ein archäologisches Landesmuseum. Seit über 24 Jahren wird die Realisierung politisch auf die „lange Bank“ geschoben. Eine, für den Tourismus und die Bewohner dringend notwendige Institution, wird nicht realisiert. Die Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL) möchte da nicht weiter tatenlos zusehen.