Funde und Befunde März 2017

Die „technikaffinen“ Bodendenkmalpfleger Mecklenburg-Vorpommerns haben ihren virtuellen Treffpunkt im Bodendenkmalpfleger-Forum. Das Forum ist nicht öffentlich, eine Aufnahme erfolgt ausschließlich per Einladung. Die Ehrenamtlichen unterstützen sich dort gegenseitig und erhalten Hilfe von hauptamtlichen Bodendenkmalpflegern, weiteren Wissenschaftlern und archäologischen Fachkräften. Der Informationaustausch ist sehr intensiv und umfangreich. Im Mittelpunkt stehen dort natürlich die diversen Funde, die während der Feldbegehungen entdeckt wurden. Es sind etliche Rätsel zu lösen und wissenschaftlich korrekte Bestimmungen zu finden. Die nachfolgende Zusammenstellung gibt einen kleinen Einblick. Die zum Teil recht kurzen Beschreibungen resultieren daraus, dass diese Funde noch keiner wissenschaftlichen Auswertung zugeführt wurden. Es sind also lediglich erste Bestimmungen, die eine grobe Orientierung erlauben sollen. Über weiterführende Informationen würden wir uns sehr freuen.

 

Datum: 01.03.2017
Finder: Norbert Bartels
Region: Landkreis Ludwigslust-Parchim
Zeitstellung: 17./18. Jh.

Tuchplombe:1/2 STAEL Plombe für einen BL… GEBLAUET (blau gefärbten Stoff); STAEL lasst sich, nach einem Muster geprüft übersetzen; Herkunft vorerst unklar.

 

 

Datum: 03.03.2017
Finder: Uwe Balscheit
Region: Wismarbucht
Zeitstellung: Frühe Bronzezeit

Flintdolch: Griffzungendolch mit imitierter Gussnaht und breiter Klinge Typ 3; nach einem großen Sturm aus der 1,50 m hohen Steilküste gewaschen.

 

 

Datum: 05.03.2017
Finder: Norbert Bartels
Region: Landkreis Ludwigslust-Parchim
Zeitstellung: 19. Jh.

Münze: 2 1/2 Silbergroschen 1842 A; 12 EINEN THALER SCHEIDE MÜNZE; FRIEDRICH WILHELM IV KÖNIG V. PREUSSEN.

 

Datum: 10.03.2017
Finder: Annette Weidemann
Region: Landkreis Vorpommern-Rügen
Zeitstellung: Neolithikum

Flintmeißel: Fragment eines neolithischen Flintmeißels mit rechteckigem Querschnitt; Länge: 4,3 cm; Breite an Bruchkante: 2 cm ; Breite vorne: 1 cm; Dicke: 1,5 cm

 

Datum: 12.03.2017
Finder: Gabriela Hafner
Region: Landkreis Rostock
Zeitstellung: Neolithikum

Flintbeil: Dünnnackiges allseitig geschliffenes Beil aus Feuerstein.

 

 

Datum: 15.03.2017
Finder: Stephan Sihorsch
Region: Pasewalk
Zeitstellung: Bronzezeit

Bronzehort: Eine völlig unversehrte Speerspitze und eine Sichel aus der Bronzezeit wurden während einer Feldbegehung als Sichtfunde entdeckt. Eine intensive Nachsuche mittels Metalldetektoren brachte weitere Funde wie z.B. einen Wendelring in einer Tülle, die Spitze einer weiteren Speerspitze, ein Sichelfragment und einen Gussrest (nicht abgebildet) aus dieser Zeit.

Datum: 17.03.2017
Finder: Annette Weidemann
Region: Landkreis Vorpommern-Rügen
Zeitstellung: Völkerwanderung

Bügelknopffibel: Große massiv gearbeitete Fibel aus Bronze; 8, 5 cm lang; 43,30 g schwer
Am Bügelkopf befindet sich ein knopfartiger Aufsatz . Der Bügelfuß ist lang ausgezogen und bandförmig. Die Nadel fehlt leider. Verzierungen sind nur schwach auf dem Bügelfuß und am Kopf am Übergang zum Knopf als Kerbstrich zu erkennen. Der Fund wurde durch regelmäßige Begehung eines bekannten Fundplatzes gemacht. Er befand sich auf dem Westhang einer sandigen Kuppel. Beifunde waren Fragmente spätslawischer Gurtfurchenkeramik.

Datum: 20.03.2017
Finder: Kerstin Bockholt
Region: Landkreis Rostock
Zeitstellung: Hoch- bis Spätmittelalter

Schnalle: Die zum Beispiel an Gürteln, Taschen, Schuhwerk und Riemen befestigt wurde; Stark profilierter Bügel mit ausgearbeiteter Nadelrast; Nadel deformiert; Riemenbreite 16 mm

 

 

Datum: 21.03.2017
Finder: Kerstin Bockholt
Region: Landkreis Rostock
Zeitstellung: Bronzezeit

Feuerstellenbefunde: Während einer Feldbegehung wurden mehrere Feuerstellen entdeckt. Zwei von ihnen enthielten Keramik, die auf eine bronzezeitliche Nutzung schließen lässt. Einige Flintartefakte lassen eine mehrperiodische Nutzung zwischen Neolithikum und Bronzezeit vermuten.

 

 

 

 

 

Datum: 23.03.2017
Region: Landkreis Ludwigslust-Hagenow
Zeitstellung: Bronzezeit

Bronzehort: Während einer gemeinsamen Nachsuche auf einem bekannten bronzezeitlichen Fundplatz wurden weitere Fragmente zweier Rippenhalskragen sowie einer Gürtelscheibe entdeckt. Bei einer späteren Begehung durch Olaf Engelke würde das zweite Endstück eines Halsrings gefunden. Vom kompletten Halsring fehlt jetzt lediglich noch ein Mittelstück.

 

 

 

 

Datum:24.03.2017
Finder: Jens Dammann
Region: Landkreis Ludwigslust-Parchim
Zeitstellung: Spätmittelalter

Tuchplombe: Spätmittelalterliche Einstift-Plombe; Minuskelinschrift hag (?); auf der anderen Seite eine Burg. Die Plombe kommt von einem Acker der schon slawische Funde lieferte, ebenso wikingerzeitliche und immer mal wieder mittelalterliche Hinterlassenschaften.

 

 

Datum: 26.03.2017
Finder: Jens Dammann
Region: Landkreis Nordwestmecklenburg
Zeitstellung: 17. oder Anfang 18. Jh.

Petschaft: Neuzeitliches Petschaft mit den Initialien „B.M.“; im Wappen ggf. ein Weberschiffchen (?). Petschaft war ein sogenannter Fäkalackerfund, Fundspektrum vom 4. Jh. bis in die Neuzeit.

 

 

Wichtig:

Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Mecklenburg-Vorpommerns engagieren sich seit über zwei Jahren mit der Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL)  für ein Landesmuseum mit ständiger Ausstellung, damit das kulturelle Erbe unseres Bundeslandes der Öffentlichkeit nach gut 25 Jahren wieder zugängig wird. Jeder kann helfen! Unterstützen Sie uns bitte mit Ihrer Unterschrift unter: ipal-mv.de/signum




Gemeinsam am Salzhaff

Im Februar Flächen zu finden, die sich für eine Begehung eignen, ist nicht einfach. Sobald der Boden gefroren ist, ist weder die Oberflächensuche noch die Suche mittels Metalldetektor durchführbar. Daher war es schon vor Beginn der Aktion spannend, wie sich die Bodentemperaturen entwickeln. Wir hatten Glück: Genau zum Termin (18. Februar 2017) hin sorgte das Wetter für einen frostfreien Acker am Salzhaff. Es war zwar kalt, feucht und ungemüdlich, aber trotzdem fanden sich sechs Bodendenkmalpfleger an diesem Tag, um eine größere Fläche nach Artefakten unserer Vorfahren zu durchforsten. Mit von der Partie waren: Gabriela, Uwe, Jens, Sebastian, Andre und Jürgen.

Nach einer kurzen Begrüßung zog dann jeder wie gewohnt seine Bahnen auf dem Acker. Jens, der sein Auto irrtümlicherweise eine Straße weiter geparkt hatte, stieß auch gleich mitten in eine außergewöhnlich ergiebige Fläche. Nachfolgend die Fundkomplexe von Jens und Uwe, die alle anderen Metallfunde in den Schatten stellten:

Neben den vielen Knöpfen wurden auch etliche Münzen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert geborgen. Wie zum Beispiel diese XII Skiling Danske 1721, Friedrich IV. / DOMINVS MIHI ADIVTOR:

Bemerkenswert auch die Ansammlung von Pfeifendeckeln:

Da derartige Konzentrationen an kleinen Orten bei uns nur selten auftreten, kann man ggf. davon ausgehen, dass der Platz zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert als Festwiese genutzt wurde. Dazu passt dann natürlich auch das Drehküken eines Zapfhahnes:

Ein in unserer Gegend sehr seltener Fund ist diese englische Stiefelschnalle des 17. Jahrhunderts:

Und schließlich wollen wir von den Metallfunden noch ein Messergriff vorstellen, der ins 15. oder 16. Jahrhundert datiert:

Gabi stieß auf einer ganz anderen Stelle nahe eines Grabens noch auf einen neolithischen Befund mit Verfärbungen und einigen Keramikscherben:

Insgesamt waren alle Beteiligten sehr zufrieden mit dem Tag. Er brachte außer den Funden Entspannung an frischer Luft und viele nette Gespräche untereinander. Auf alle Fälle wollen wir derartige Aktionen gerne wiederholen.




Es tut sich was

Die Zeit der Vorbereitungen hat ein Ende. Auf einer Fläche an der Schweriner Stellingstraße wurden bisher umfangreiche Maßnahmen durchgeführt, um Baufreiheit für den Hochbau des neuen Depot- und Werkstattgebäudes zu schaffen.

Noch in diesem Jahr soll laut Aussage von Robert Klaus, dem Schweriner Bereichsleiter des Betriebes für Bau und Liegenschaften des Landes, mit den Bauarbeiten begonnen werden. Für 2018 sind die Innenausbauarbeiten vorgesehen, die Fertigstellung und Übergabe des Gebäudes ist für 2020 geplant.

Mehr als 16 000 Quadratmeter Nutzfläche wird das neue Depot- und Werkstattgebäude haben. Damit wird unser Land dann auch endlich der Konvention von Malta (1992) gerecht, die schon 2001 ratifiziert wurde. Mit der Ratifizierung verpflichtete sich das Land, geeignete Unterbringungsorte zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und dauerhaften Aufbewahrung von archäologischen Funden zu schaffen. Erinnert sei hier an das traurige Beispiel der „Stralsunder Einbäume“.

Bei einem geplanten Auftragsvolumen in Höhe von 50 Millionen € realisiert unser Bundesland eine hervorragende Investition in die „Zukunft der Geschichte“.




PM: Wo bleibt das Landesmuseum? (IPAL-9)

DierkowAuf dem 19. Treffen der IPAL-Arbeitsgruppe am 18. Oktober in Wismar wurde über die aktuellen Informationen zur Regierungsbildung Mecklenburg-Vorpommerns diskutiert. Trotz der Enttäuschung über den Entwurf des Koalitionsvertrages blickt die Initiative ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger optimistisch in die Zukunft. Das Projekt Archäologisches Landesmuseum wurde zwar in der Regierungsvereinbarung bisher nicht erwähnt, aber es war in den Verhandlungen durchaus ein Thema. Grund für die Nichterwähnung ist letztlich die Standortfrage. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wie man nach über 20 Jahren noch Bedenkzeit benötigt. IPAL hat sich bereits mehrfach klar und deutlich für den Standort Rostock ausgesprochen. Das unabhängige Gutachten der Beratungsagentur MuseoConsult beschreibt die Gründe dafür in fachlich ausgezeichneter Weise. Dazu sehen wir momentan keine Alternative. Rostock ist zudem der einzige Standort, der sich aktiv unter Aufbringung größerer Geldmittel (Werbekampagne „Der Schatz braucht Platz.“) um das Archäologische Landesmuseum bemüht. Alle anderen Standorte scheinen an diesem Projekt weniger interessiert, was sich im reinen Wiederholen der immer gleichen Forderungen wiederspiegelt. Von unserem neuen Landtag erwarten wir, dass die Standortfrage kurzfristig entschieden wird. Davon machen wir auch die Ausrichtung unserer Aktivitäten abhängig. Wir werden also einer weiteren Blockierung nicht tatenlos zusehen.

WredenhagenMit Frau Hesse als Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur freuen wir uns auf die Fortführung des konstruktiven Weges, den wir bislang mit Herrn Brodkorb beschritten hatten. Bei Herrn Brodkorb möchten wir uns herzlich für das sehr angenehme Miteinander bedanken und wünschen ihm viel Erfolg in seiner bestimmt nicht leichten Arbeit als Finanzminister. Wir hoffen, dass er auch in dieser Funktion weiterhin ein offenes Ohr für unsere Initiative finden wird. Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei Herrn Prof. Karlsen (Uni Rostock) und dem Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock, Herrn Methling. Einen besonders großen Dank richten wir an die vielen ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger, welche IPAL mit Rat und Tat unterstütz haben. Und nicht zuletzt bedanken wir uns bei unseren bald 10.000 Unterstützern, die mit ihrer Unterschrift die Schaffung eines archäologischen Landesmuseums fordern.

Wir machen weiter für die Archäologie, für eine attraktive Urlaubsregion und für unser Mecklenburg-Vorpommern.

Pressekontakt:

Carsten Schmoldt, Schmolli-Kluetz@t-online.de, Tel.: 0177 59 78 014




Der Radkreuzstein vom Voßberg

Grabhügel Voßberg mit Linde
Grabhügel mit Linden

Etwa 3,5 km vom Ortskern Reriks (Mecklenburg-Vorpommern, Landkreis Rostock, Nordwest) entfernt, befindet sich das Großsteingrab Voßberg. Man verlässt Rerik in Richtung Neubukow und durchquert die kleine Ortschaft Blengow in Richtung Blengow-Ausbau. Dort liegt rechter Hand gut sichtbar auf einer kleinen Erhebung mit drei majestetischen Linden die Grabanlage. Eine Parktasche für zwei bis drei Fahrzeuge befindet sich unmittelbar am Feldrand.

Google Maps genauen Standort in Google Maps anzeigen …

 

Dieses kulturgeschichtliche Denkmal von hohem Rang wurde im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kontinuierlich zerstört. In den  finden wir Berichte der Prähistoriker Lisch und Beltz. Lisch [1] berichtet 1872 von einem Hügel, der schon Ackerland war und der keine Steinsetzung erkennen ließ. Beltz [2] bezog sich 1901 auf den Bericht von Lisch und verortete die Ausgrabung fälschlicherweise auf den Voßberg. Der Voßberg konnte aber 1871 zum Zeitpunkt der Ausgrabung kein Ackerland gewesen sein. Die Linden müssen schon über 70 Jahre gestanden haben und das Hünenbett lag mit Sicherheit auch schon frei. Ggf. stand auch schon ein Vermessungspunkt auf dieser Anhöhe. Trotzdem bezog sich auch Spockhoff [3] 1967 auf die Berichte von Lisch und Beltz und verband die 1871er Ausgrabung, die richtigerweise eine durch Gutsbesitzer Beste durchgeführte Beseitung einer 300 m entfernten Anlage war (siehe auch Ortsakte Blengow [4]), als quergestellte Kammer mit dem Hünenbett. Er fand allerdings nur noch einen Tragstein inmitten des Hünenbettes und einen Deckstein am nördlichen Ende. Bis auf die von Spockhoff beschriebene Verfüllung der Anlage ein einigermaßen identisches Bild wie heute. Allerdings verschwand der Deckstein irgendwann zwischen 1967 und 1974, obwohl die Anlage ab dem 15.02.1968 unter Denkmalschutz stand.

Dass wir heute noch derartige Anlagen rings um Rerik bestaunen dürfen, verdanken wir hauptsächlich den Rerikern Bodendenkmalpflegern Andreas Magerfleisch und Ernst Krüger und unserem verstienstvollen Kreisbodendenkmalpfleger (i.R.) Volker Häußler aus Kühlungsborn, der sich seit seiner Pensionierung ehrenamtlich sehr intensiv für den Erhalt unserer Kulturdenkmäler in der Region engagiert. Diesen drei Bodendenkmalpflegern ist es auch zu verdanken, dass der Radkreuzstein vom Voßberg immer wieder Menschen in seinen Bann zieht.

Am 20.01.1974 meldete Herr Magerfleisch dem damaligen Leiter der Bodendenkmalpflege, Adolf Hollnagel die Wiederentdeckung des verschwundenen Decksteins. Er lag nur 4 m westlich neben dem Hünenbett im Acker etwa 20 cm tief versenkt und wurde wenig später mit einer Planierraupe an seinen jetzigen Platz geschoben. Erst einige Zeit später entdeckte er die ersten Schälchen und Radkreuze auf dem Stein. Prof. Dr. Ewald Schuldt und Andreas Magerfleisch führten im Spätherbst 1981 eine genaue Untersuchung durch und dokumentierten vier Radkreuze.

Erstaufnahme 1981
Foto: Ortsakte Blengow [4]

Am 02.09.1991 führten Volker Häußler und Ernst Krüger erneut eine Untersuchung durch. Dazu schrieb Herr Häußler in die Fundmeldung [4]:


… Bei der Neuaufnahme der Anlage für die Kreisbodendenkmalliste, stellten wir fest, dass der Deckstein insgesamt 7 Radkreuze und 14 Schälchen trägt. Neben dem neu entdeckten Stein mit Radkreuzen von Mechelsdorf verfügt damit die Gemeinde um die bisher einzigen bronzezeitlichen Bildsteine an der Südküste der Ostsee.

Zeichnung Volker Haeussler

Zeichnung: Volker Häußler [4]

Beim Besuchen der Anlage am. 20.04.2004 durch Dipl.-Ing. Peter Siegmüller und am 03.11.2004 durch Dr. Segschneider, Steffen Hauke und Volker Häußler wurde weitere vier Radkreuze entdeckt. Hier ein Auszug aus der Fundmeldung [4]:


Nach einem kurzen, leichten Regenschauer, dann sonnigem Wetter und nachmittags gegen 16.00 Uhr entdeckte Herr Siegmüller auf der Oberseite neben den sieben bekannten Radkreuzen zwei weitere, die sich in seinen zur Verfügung gestellten Aufnahmen deutlich abzeichnen.
Damit müssen wir jetzt mit min. 9 Radkreuzen rechnen.
Bei der Betrachtung der Aufnahme vom 02.09.1991 sind die beiden nun entdeckten Radkreuze mit dem neuen Kenntnisstand auch auszumachen. Wir haben sie aber damals nicht erkannt.
Bei abendlichen Lichtbedingungen zeigten sich am 03.11.2004 auf der westlichen Hälfte des Steines zwei weitere Radkreuze …

Fundmeldung Voßberg 2004

Foto: Volker Häußler [4]

Meine erste Begegnung mit dieser Grabanlage war während einer Führung von Volker Häußler im Rahmen unserer Kreisarbeitsgruppe Ur- und Frühgeschichte im Jahre 2012. Ich sah den Stein und ich sah nicht ein einziges Radkreuz. Ein paar sehr flache Schälchen, ja – aber Radkreuze? Auch bei späteren Besuchen entdeckte ich keine. Ich schaute immer wieder auf die Zeichnung der Infotafel und anschließend auf den Stein. Nichts! Von Herrn Häußler erfuhr ich inzwischen, dass die Bilder in der Tat nur noch bei besonderen Lichtverhältnissen beobachtet werden können. Ganz flach auftreffendes Schräglicht, wie man es bei Sonnenauf- oder -untergang hat, und eine feuchte Oberfläche wären optimal. Am 09.06.2016 bin ich also mit Fotoapparat, Stativ und Gießkanne zum Voßberg. Und in der Tat traten die erhofften Konturen endlich in Erscheinung.

Das musste ich dann am 11.06.2016 gleich noch mal bei Sonnenaufgang wiederholen. Also 4:00 Uhr raus zum Voßberg. Selbstverständlich wieder mit Gießkanne.

sonnenaufgang

So sieht man also schon wesentlich mehr. Motiviert durch diesen Erfolg habe ich dann noch ein Experiment bei Dunkelheit mit Kunstlicht (LED-Strahler) gemacht. Auch das ergab wieder brauchbare Bilder.

Kunstlicht

Diese Bilder lassen sich mittels Adobe Photoshop oder ähnlicher Software wunderbar kombinieren. Bei Bedarf kann man für gewisse Details dann bestimmte Fotos zu oder abschalten. Eine entsprechende Kombination sieht dann z.B. so aus:

Kombination

Mit dieser Grundlage habe ich mich dann auch an die erste Zeichnung gewagt. Seltsamerweise läuft man bei der Interpretation der Strukturen immer wieder Gefahr, plötzlich überall Radkreuze und andere bildliche Ritzungen zu sehen. Ich habe versucht, bei der folgenden Zeichnung objektiv zu bleiben. Außer ein Radkreuz sind es alles bereits dokumentierte Zeichnungen. Gesehen habe ich aber tatsächlich wesentlich mehr bildliche Ritzungen.

Zeichnung

Diese Bilder aus der Bronzezeit sind an der südlichen Ostseeküste einmalig. Bemerkenswert ist, dass im unmittelbaren Umkreis weitere ähnliche Felsritzungen vorhanden sind. Die Großsteingräber Gaarzer Hof 1, Neu Gaarz 2 und Mechelsdorf 1  sind auch mit Radkreuzen und Schälchen verziert. Auch der Radkreuzstein von Börgerende gehört zweifellos in dieses Ensemble. Im skandinavischen Raum gibt es aber sehr viel mehr Parallelen. Eine deutschsprachige Seite zum Thema findet man z.B. unter geschichte-skandinavien.de. Eine weitere Internetseite ist Felsritzungen von Lille Strandbygård. Fast schon einen Zwilling findet man auf dieser Seite.

Für mich ist dieser Stein heute noch das, was er früher sein sollte, nämlich ein „redender Stein“, nur verstehen wir seine Sprache nicht mehr. Offensichtlich gehören die Darstellungen in die Glaubenswelt der Bronzezeit. Was für damalige Zeit selbstverständlich, ist uns heute völlig fremd. Unsere Vorfahren haben ihre Wahrnehmungen strukturiert und bildlich dokumentiert. Mangels schriftlicher Überlieferungen bleibt uns heute jedoch nur eine vage Interpretation.

Gegebenfalls kann die Dokumentation und Verknüpfung dieser Bilder etwas mehr Licht ins Dunkle bringen. Demnächst werde ich versuchen, ob entsprechend dem dänischen Vorbild die Dokumentation der Felsritzungen in Mecklenburg-Vorpommern weiter ausgebaut werden kann. Die in Dänemark praktizierte Fronttage von Felsritzungen ist gegebenenfalls auch eine Methode, die hierzulande ohne größeren Aufwand bewerkstelligt werden kann. Auf alle Fälle sollte zweitnah etwas gegen das Verlieren dieser wichtigen Zeugnisse unserer Geschichte unternommen werden. In absehbarer Zeit werden wir dank Umweltgifte diese Bilder leider nicht mehr im Original bestaunen dürfen.

04.08.2016 Update:

Heute habe ich zusammen mit einem weiteren ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger mal eine Frottage versucht. Das Ergebnis überzeugt nicht wirklich. Aber wir haben Erfahrungen gesammelt, die uns für weitere Experimente in der Richtung noch nützlich werden könnten.

Frottage

Literatur:

[1] Georg Christian Friedrich Lisch: Jahrbuch für Geschichte und Alterthumskunde, Band 37, 1872, Steingrab von Blengow, http://mvdok.lbmv.de/mjbrenderer?id=mvdok_document_00002351

[2] Robert Beltz: Jahrbuch für Geschichte und Alterthumskunde, Band 66, 1901, Hünengrab von Blengow (bei Neubukow), (Kat.=Nr. 4323-4328. St. 11-14. 111-114.), http://mvdok.lbmv.de/mjbrenderer?id=mvdok_document_00003296#b066_ppn348714653

[3] Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands – Teil 2: Mecklenburg-Brandenburg-Pommern; in Kommission bei Rudolf Habelt Verlag, Bonn 1967, durch die Römisch-Germanische-Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts zu Frankfurt am Main, Atlas- und Textband

[4] Ortsakte Blegow, Untere Denkmalschutzbehörde, SB Denkmalpflege, Am Wall 3-5, 18273 Güstrow




Punktsieg für Landesmuseum in Rostock

Die Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL) engagiert sich seit mehr als 18 Monaten mit ihrer Unterschriftensammlung für ein Landesmuseum und eine starke Landesarchäologie in Mecklenburg-Vorpommern. Als Ehrenamtliche werben wir auch dafür, dass unsere Arbeit und die Arbeit der hauptamtlichen Archäologen in unserem Bundesland einer breiten Masse der Bevölkerung zugänglich wird. Das Landesmuseum sehen wir als dringend notwendige Investition, die den eigenen Bürgern einen „Return Of Investment“ in Form von positiver Heimatbindung und mehr Bildungsqualität bringt. Die Gäste unseres Landes dürfen sich auf eine adäquate Darstellung unserer in Europa einmaligen und wertvollen Sammlung an Kulturgütern, die eine abwechslungsreiche und spannende Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart erzählt, freuen.

Mit Freude haben wir zur Kenntnis genommen, dass der von Minister Brodkorb Anfang des Jahres skizzierten Planung zeitnah Taten folgten. Der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte ist eingerichtet und personell besetzt, ein unabhängiges Gutachten zur Standortwahl liegt uns heute vor. Damit kann die Konzeptentwicklung für das künftige Landesmuseum planmäßig beginnen.

Obwohl jeder einzelne unserer Arbeitsgruppe natürlich seinen Favoriten unter den Standortbewerbern hatte, fanden wir die Entscheidung, ein unabhängiges Gutachten maßgeblich für die Standortwahl heranzuziehen, richtig. Die Gewichtung der Unmenge an relevanten Informationen ist eine Aufgabe für Profis, die frei von politischen und persönlichen Ressentiments diese Arbeit meistern können. Als fachliche Laien sind wir deshalb gerne bereit uns der Argumentation des Gutachtens anzuschließen. Das fällt uns auch leicht, weil dadurch ein langwieriges Gezerre unter Lokalpatrioten vermieden wird, das in unseren Augen nicht zielführend wäre.

Wie wir dem Gutachten entnehmen konnten, hat das Punktesystem die Stadt Rostock deutlich besser bewertet als die anderen Bewerber. Das ist besonders gut nachvollziehbar, wenn man Mecklenburg-Vorpommern sich im Ganzen als Kulturlandschaft vor Augen führt, und anschließend die Besucherströme betrachtet. Ebenso könnte der Wissenschaftsstandort Rostock mit dann neuem Schwerpunkt Archäologie tatsächlich zu einem Sammelbecken für sehr viele wissbegierige Bürger werden, die von einer derartigen Infrastruktur besonders profitieren.

Die Himmelsscheibe von Nebra kennt jeder. Sie ist als älteste konkrete astronomische Darstellung bekannt. Wer aber kennt das Horn von Wismar, welches als ältester exakter Kalender gilt!? Es ist in seiner wissenschaftlichen Bedeutung der Himmelsscheibe ebenbürtig. Diese und tausende weitere archäologische Schätze müssen schnellst möglichst ihren festen Platz in der Kulturlandschaft unseres Landes finden, damit die Menschen den Mehrwert nutzen können. Damit es nicht zu langwierigen Diskussionen und damit zu Verzögerungen kommt, würden wir es begrüßen, wenn das Votum für den Standort Rostock von einer möglichst breiten Masse der Bevölkerung getragen wird und die nächsten Schritte zügig umgesetzt werden können.

Unsere Initiative ist bereit den Prozess weiter mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit aktiv zu unterstützen und bundesweit Begeisterung für unsere Landesarchäologie zu wecken. Trotz aller Fortschritte sehen wir aber auch die künftigen Landtagswahlen als kritische Phase für die kontinuierliche Umsetzung des Vorhabens. Zu oft mussten wir in den letzten 25 Jahren beobachten, wie das Thema Landesmuseum nach den Wahlen in den Schubladen verschwand. Deshalb haben wir in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF), der Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie e.V. (DEGUWA) und dem Arbeitskreis Volontariat beim Deutschen Museumsbund e.V. (AK Volontariat) am 8. Juni an die für die Wahlen relevanten Parteien sogenannte Wahlprüfsteine verschickt. Hier wurden die Parteien gebeten zu fünf dringenden Fragen der Archäologie in MV ihre Standpunkte darzulegen. Neben dem Thema Landesmuseum fragten wir nach der personellen Ausstattung der Landesarchäologie, den Folgekosten von Fundbergungen, der UNESCO-Konvention zum Schutz des kulturellen Erbes unter Wasser und den Volontariaten in Museen. Wir erbitten die Antworten bis zum 8. Juli. Ab 18.Juli werden wir sie veröffentlichen. So können die Bürger unseres Bundeslandes aus den Rückmeldungen ersehen, in welchen Punkten sich die Positionen der Partei mit seinen eigenen diesbezüglichen Standpunkten decken. Er kann außerdem Prognosen ableiten, was jede einzelne Partei in der künftigen Legislaturperiode für diese Belange unternehmen wird.

Wir von IPAL freuen uns auf eine spannende Phase und weitere Aktivitäten in Richtung Landesmuseum und Stärkung der Landesarchäologie.

Unterstützen bitte auch Sie mit Ihrer Unterschrift unsere Initiative:

IPAL-MV.de

Dankeschön!

Pressekontakte:

Jürgen Krakor, j.krakor@feldfunde.de, Tel.: 0173 23 66 904

Carsten Schmoldt, Schmolli-Kluetz@t-online.de, Tel.: 0177 59 78 014

 Rostocker Stadthafen bei Nacht / Fotograf: Lauchi
Rostocker Stadthafen bei Nacht / Fotograf: Lauchi




Wahlprüfsteine Archäologie MV 2016

Wahlprüfsteine? Was ist das denn?

Umweltorganisationen wie z.B. Greenpeace, Gewerkschaftsverbände und andere Interessenvertretungen nutzen dieses Instrument, um politische Entscheidungsprozesse zu beeinflussen. Für das Themenfeld Archäologie macht es die Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V. (DGUF).

Noch vor anstehenden Wahlen werden die Parteien gebeten, ihr Statement zu bestimmten Fragen abzugeben. Der Wähler kann aus den Rückmeldungen ersehen, in welchen Punkten sich die Positionen der Partei mit seinen eigenen diesbezüglichen Standpunkten decken. Er kann außerdem Prognosen ableiten, was jede einzelne Partei in der künftigen Legislaturperiode für diese Belange unternehmen wird.

Landtagswahl 2016 in Mecklenburg-Vorpommern

Für die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern am 4. September 2016 hat die DGUF gemeinsam mit der Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL), der Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie e.V. (DEGUWA) und dem Arbeitskreis Volontariat beim Deutschen Museumsbund e.V. (AK Volontariat) Wahlprüfsteine erstellt. Sie wurden am 8. Juni 2016 an Parteien versandt, die nach der letzten Umfrage mit mehr als 4 Prozent bei der Wahl rechnen dürfen.

Was hat der Bürger davon?

Mecklenburg-Vorpommern ist ein mit archäologischen Schätzen reich gesegnetes Bundesland. Seit dem frühen 16. Jahrhunders hat das Sammeln und Bewahren archäologischer Zeugnisse einen großen Stellenwert. Seit den 1990er Jahren ist jedoch zu beobachten, wie die Landesarchäologie mehr und mehr an Bedeutung verliert. Es fehlt an adäquaten Ausstellungen – als einziges Bundesland hat Mecklenburg-Vorpommern kein Landesmuseum – und die Personaldecke wird Jahr für Jahr reduziert. Dabei wären dringend Investitionen notwendig, um den eigenen Bürgern und den Gästen die einzigartige Landesgeschichte wieder zugängig zu machen. Für die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern würde es die Heimatbindung fördern und das Bildungsangebot erweitern. Für den für MV besonders wichtigen Tourismus, würde eine starke Landesarchäologie die Attraktivität für Urlauber und Reisende wesentlich erhöhen. Das bringt Geld ins Land und schafft sichere Arbeitsplätze.

Kurzfassung

Wahlprüfstein 1 fragt nach konkret geplanten weiteren Schritten und der zeitlichen Planung für die Wiedereinrichtung eines archäologischen Landesmuseums in Mecklenburg- Vorpommern.

Wahlprüfstein 2 fragt nach der für die Zukunft geplanten personellen Ausstattung der Landesarchäologie in Mecklenburg-Vorpommern. Diese musste seit 1993 Kürzungen auf weniger als die Hälfte der ursprünglichen Mitarbeiterstellen hinnehmen.

Wahlprüfstein 3 fragt nach dem Umfang der Kosten, die Investoren bei einer Denkmalzerstörung aufgrund des Verursacherprinzips ausgleichend übernehmen müssen. Konkret geht es darum, ob in der Praxis nur die reinen Grabungskosten oder auch die Folgekosten für Fundkonservierung, Archivierung und Veröffentlichung getragen werden.

Wahlprüfstein 4 fragt nach der Unterzeichnung der UNESCO-Konvention zum Schutz des kulturellen Erbes unter Wasser von 2001. Denn diese gerade für das Küstenland Mecklenburg-Vorpommern wichtige Konvention ist von der Bundesrepublik Deutschland bislang weder ratifiziert worden, noch ist eine Umsetzung geplant – ein Missstand, der beispielsweise Kooperationen mit anderen Ostseeanrainern behindert.

Wahlprüfstein 5 fragt nach klaren Regelungen, die dafür sorgen, dass die ein- bis zwei- jährigen Volontariate in den Museen verbindliche Ausbildungs- und Qualifizierungskomponenten beinhalten. Nur so kann für die Nachwuchsfachkräfte im Museum, als Ausgleich für die geringe Bezahlung, die nötige berufliche Weiterqualifikation sichergestellt werden.

Die ausführliche Version, wie sie auch an die Parteien verschickt wurde, können Sie sich hier als PDF (90 kByte) anschauen.

Wie geht es weiter?

Wir erwarten bis zum 8. Juli die Antworten der Parteien. Ab 18. Juli werden wir die Statements veröffentlichen. Bis dahin werden wir auch die Printmedien auf diese Aktion aufmerksam machen. Selbstverständlich informieren wir immer zeitnah und aktuell auf unseren Internetseiten, via Facebook und Twitter. Anfang 2017 werden wir das Thema nochmals aufgreifen und die einzelnen Fraktionen des gewählten Landtages kontaktieren.

Weitere Informationen

Die DGUF-Seite zu den Wahlprüfsteinen

Die Facebook-Seite zu den Wahlprüfsteinen

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Großsteingräber im Wald

An einem schönen Samstag bei schönstem Frühlingswetter planten meine Freundin und ich einen Wandertag. Wir entschieden uns, nach  Grevesmühlen zu fahren. Wir wollten uns dort wieder einmal die tollen Großsteingräber anschauen und die Umgebung genießen. Die Natur und die Umgebung sind einfach wunderschön. Vor allem die Grabmonumente sind faszinierend. Sie strahlen eine gewisse Magie aus, was sehr beeindruckend ist und  einen in den Bann sieht. Ich finde es einfach großartig und irgendwie unglaublich, wie die Menschen früher mit einfachsten Mitteln diese riesigen Steine bewegt haben.

Diese Großsteingräber (Megalithgräber oder Hünenbetten), wurden in der Jungsteinzeit von Bauern und Viehzüchtern der Trichterbecherkultur 4000 Jahre v.u.Z für die Toten als Grabstätte erbaut. Sie gaben immer Anlass für Sagen und Spukgeschichten. Die Bezeichnung Hünenbett oder Teufelsbackofen ist von den Menschen früherer Jahrhunderte übermittelt worden. Einige glaubten, dass Riesen oder Teufel diese Grabmonumente erbauten. So auch die Dolmen (bretonisch „men„- Stein, „toal„- Tisch), welche aus Megalithen (= große Steine) als Säulen mit einem großen Deckstein errichtet wurden.

Jährlich werden zahlreiche Besucher von diesen Geschichtsdenkmalen angelockt. Durch einen archäologischen Lehrpfad bekommen die Besucher umfangreiche Informationen über die Ur- und Frühgeschichte dieser Zeit. Es lohnt sich wirklich, diese Bauwerke unserer Vorfahren zu besuchen.

Man fühlt die Magie dieser Orte und die Ruhe der Natur. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

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GPS eingemessen Nordgruppe mit Sühnestein und Hügelgrab

Stefan Fuge

Siehe auch:
http://www.kulturwerte-mv.de/cms2/LAKD1_prod/LAKD1/de/Landesarchaeologie/Archaeologisches_Kulturerbe/Exkursionen/Everstorfer_Forst/index.jsp
http://www.grevesmuehlen.m-vp.de/bodendenkmaeler-im-everstorfer-forst-mit-suehnestein/
http://grosssteingraeber.de/seiten/deutschland/mecklenburg-vorpommern/everstorfer-forst.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fsteingrab_Teufelsbackofen

 




Wie man Bronze mit den Augen findet!

Wie fast jeden Tag gehe ich als „ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger“ über die Felder und Wiesen. Ich genieße dabei die Natur, die Ostsee die ich vor meiner Haustür habe und entspannte dabei. Stets sind meine Augen auf den Boden gerichtet. Man könnte ja was entdecken!

In den letzten sieben Jahren konnte ich dadurch viele neue Fundplätze lokalisieren.

Wie geht sowas vor sich? Ich achte auf dunkle verfärbte Stellen auf dem Acker, auf Steine die ungewöhnlich aussehen, auf kleine Keramikscherben oder Bruchstücke, eben auf alles was interessant sein könnte. Mit der Zeit entwickelt man ein Auge, ein Gefühl und Kenntnisse dafür. Auch darüber, wo Menschen gesiedelt haben könnten.

So auch an diesem bewussten Tag wo alles anfing.

Drei Stunden Feldbegehung über einige meiner Fundplätze. Schon oft drüber gegangen, da mal eine Feuersteinklinge, einen Schaber aufgehoben. Eingemessen, eingetütet und Bahn rauf, Bahn runter.

Die Landwirte hatten diesmal tief gepflügt, das junge Getreide kam schon hoch und der Boden war im Laufe des Winters gut abgeregnet und abgetrocknet. Dabei viel mein Blick auf ein kleines, grün schimmerndes Metallteil. Vorsichtshalber mit GPS eingemessen. Zu Hause wurde es gesäubert und dann konnte man ein Muster darauf erkennen. Es wurde in unser Forum gestellt und die Rückmeldungen waren alle positiv. Es schien sich um was „sehr altes“ zu handeln.

Der erste Fund
Der erste Fund

Mit meiner Freundin verabredete ich mich für eine weitere Begehung. Diesmal nahmen wir unsere Detektoren mit. Dann ging es Schlag auf Schlag!

Sofort wurde das Landesamt für Kultur- Denkmalpflege informiert, wie wir weitervorgehen sollen. Dies ist ein unbedingtes „muss“.

Ein Mitarbeiter kam raus, um einzumessen. Zwischenzeitlich kam ein weiterer ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger hinzu. Es kamen immer weitere Teile zum Vorschein. Leider mussten wir dann abbrechen, da erst mit dem Landwirt verhandelt werden musste. Schließlich sind wir keine Schatzräuber, die illegal rumwühlen.

Nach zwei Monaten Wartezeit kam mein großer Tag. Es fand eine Grabung in dem Areal der Bronzefunde statt.

Weit über 280 Fragmente kamen zusammen, sowie mehrere Grubenverfärbungen mit Keramikscherben aus der Bronzezeit.

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Dieser Hortfund stammt aus der Periode V, also aus der Zeit zwischen 900 – 740 v. Chr. Er besteht aus einem oder auch zwei Hängebecken, Armspirale und eventuell mehreren Gedrehten Halsringen mit Schmuckelementen.

Wäre ich an diesem Tag nur ein, zwei Meter daneben gelaufen oder hätte in eine andere Richtung geschaut, wer weiß ob ich ihn je entdeckt hätte.

Glück muss man bei seinen Begehungen auch haben!

Gabriela Hafner




Hügelgräber ohne Ende

Wieder einmal hatten Volker Häußler (Kreisbodendenkmalpfleger i.R.) und Alexander Schacht (Untere Denkmalschutzbehörde LRO) eine gemeinsame Exkursion organisiert. Zentrales Thema heute (9. April 2016): Bronzezeitliche Hügelgräber. Aber auch einige andere Sehenswürdigkeiten bei Neubukow (zwischen Rostock und Wismar gelegen) sollten besucht werden. Ich selber kannte einige Hügelgräber in der Kühlung, jenem während der letzten Eiszeit entstandenen Höhenzug, dem Kühlungsborn seinen Namen zu verdanken hat. Auch von anderen Exkursionen und Pflegeeinsätzen her waren mir diese Grabanlagen bekannt. Etwas in dieser Art erwartete ich heute. Es kam aber ganz anders. Doch der Reihenfolge nach: Wir trafen uns 9:30 Uhr auf dem Marktplatz Neubukow. Alle waren pünktlich. Ich zählte 16 Teilnehmer. Das ist, denke ich, eine ideale Größe für eine derartige Exkursion. Sehr zu meiner Freude waren auch Ehrenamtliche dabei, mit denen ich ohnehin gerne am Rande solcher Gemeinschaftsaktionen ins Gespräch komme.

Marktplatz Neubukow Bild1 Marktplatz Neubukow Bild2

Unsere erste Station war die Dorfkirche Passee. Wir erführen, dass dieser Bau einige Besonderheiten aufweist. Bei der Untersuchung der Hölzer des Dachstuhls stellte sich heraus. dass der Char der Kirche bereits 1284 erbaut wurde. Die urkundliche Erwähnung erfolge natürlich erst wesentlich später. Ein weiteres Unikum dieser Kirche sind beschriftete Backsteine, die willkürlich in das Mauerwerk integriert wurden. Die bisher gefundenen Inschriften ergeben durchaus einen Sinn, sind aber während des Bauens vollkommen durcheinander geraten. Hinter der Kirche befindet sich der stark verfallene hölzerne Glockenturm, der seine Glocke nicht mehr tragen kann, Sie steht jetzt separat direkt neben dem Gebäude. In einer Felsgesteinmauer fand Herr Schacht heute eine Reibemühle. Die war bisher nicht bekannt.

Dorfkirche Passee Bild 1 Dorfkirche Passee Bild 2 Dorfkirche Passee Bild 3 Dorfkirche Passee Bild 4 Dorfkirche Passee Bild 5 Dorfkirche Passee Bild 6 Dorfkirche Passee Bild 7

Nur etwa 300 Meter von der Kirche entfernt, erhebt sich ein imposanter Turmhügel. Diese mittelalterliche Wehranlage, welche damals von zwei Wällen und zwei Gräben umgeben war, stammt aus dem 13./14. Jahrhundert. Der Turmhügel alleine misst einen Durchmesser von 30 Metern. Mit den Wallanlagen unf Gräben zusammen ergibt sich ein Durchmesser von mehr als 100 Meter.

Turmhügel Passee Bild 1 Turmhügel Passee Bild 2 Turmhügel Passee Bild 3

Weiter ging’s in ein Naturschutzgebiet. Das sogenannte Entenmoor. Es umfasst 11,5 ha. Seine Moormächtigkeit beträgt 5,7 Meter. Zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten sind hier zu finden. Unmittelbar angrenzend besichtigten wir eine mutmaßliche Wallanlage. Die Interpretation dieser Struktur ist stark umstritten. Obwohl sich mehrere Forscher bisher bemühten, hier Klarheit zu schaffen, fehlen nach wie vor Funde, die die These untermauern.

Naturschutzgebiet Entenmoor Wallanlage Bild 1 Wallanlage Bild 2 Wallanlage Bild 3

Ein paar kurze Autominuten weiter die ersten Hügelgräber. Ihre Besonderheit ist es, dass sie direkt auf der Grenze zwischen dem heutigen Landkreis Rostock und dem Landkreis Nordwestmecklenburg liegen. Eine uralte Flurgrenze, die offensichtlich in vergangegen Zeiten auch mittels Steinsetzungen markiert wurde.

Hügelgräber an der Flurgrenze Bild 1 Hügelgräber an der Flurgrenze Bild 2 Hügelgräber an der Flurgrenze Bild 3 Hügelgräber an der Flurgrenze Bild 4

Jetzt stehen wir mitten auf dem ehemaligen Gutshof Steinhagen, von dem nur noch wenige Nebengebäude erhalten sind. Im ehemaligen Herrenhaus, das in den 1980er Jahren abgerissen wurde, lebten lange Zeit Angehörige der weit verzweigten Familie von Liebeherr. So z.B. auch Otto Friedrich Maximilian von Liebeherr (1814-1896), der Vizekanzler der Rostocker Universität war. Noch gut zu erkennen, sind die Reste eines ehemaligen Eiskellers.

Eiskeller Bild 1 Eiskeller Bild 2 Eiskeller Bild 3

Herr Schacht sagte: „Wenn ein Ort das Attribut »steinreich« verdient, dann ist es Steinhagen.“ Den Beweis sollte uns die folgende etwa 8 km lange Wanderung bringen. Die letzte Eiszeit hat hier besonders großzügig Steingeröll hinterlassen, aus dem auch die vielen Hügelgräber errichtet wurden. Man nahm das Material, das in Hülle und Fülle vorhanden war. Gleich zum Anfang sahen wir zwei sehr gut erhaltene Hügelgräber, die geschützt von Bäumen stolz in der Landschaft standen. Ursprünglich gehörte noch ein drittes dazu. Es war als Bodendenkmal beim Denkmalschutz registriert. In den 1980er Jahren wurde es leider im Zuge eines Wegebaus kurzerhand mit einer Planierraupe an den nahen Waldrand geschoben. Unfassbar.

Zwei Hügelgräber, das dritte fehlt

Das nächste Hügelgrab hat ein aktuelles Ärgernis. Der Jagdpächter hatte mitten auf dem Hügel einen Unterstand gebaut. Er wurde vom Denkmalschutz beauflagt, diesen zu entfernen. Das tat er auch und baute sich unmittelbar daneben einen Hochsitz. Das stört zwar immer noch den Betrachter der Anlage, ist aber wohl so hinzunehmen. Was aber überhaupt nicht hinnehmbar ist, ist seine Entsorgung des alten Unterstandes, den er einfach samt Wellblech und Balken den Hügel runter gekippt hat. Von Menschen, die sich gerne in der Natur aufhalten, habe ich etwas mehr Umweltbewusstsein erwartet.

Hügelgrab mit Hochsitz

Danach ging es dann Schlag auf Schlag. Ein Hügelgrab schöner als das andere. Es war wirklich beeindruckend so viele gut erhaltene Anlagen auf so engem Raum zu sehen. Ich kam aus dem Staunen gar nicht wieder raus. Ich habe nicht mitgezählt, aber über 10 Hügelgräber waren es auf alle Fälle alleine hier bei Steinhagen.

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Uns fiel leider auf, dass auf nahezu jedem Hügel Spuren von Grabungen vorhanden waren. Während man bei einigen noch annehmen konnte, dass sich eventuell Wildschweine hier zu schaffen machten, waren andere Löcher eindeutig von Menschenhand. Gut zu erkennen an den glatt durchgeschnittenen Wurzeln. Die Untere Denkmalschutzbehörde und das Landesamt werden die Spuren noch einmal genau analysieren und den Sachverhalt prüfen.

Grabungsschäden an Hügelgräbern Bild 1 Grabungsschäden an Hügelgräbern Bild 2 Grabungsschäden an Hügelgräbern Bild 3 Grabungsschäden an Hügelgräbern Bild 4

Nach so vielen Hügelgräbern haben wir dann noch einen »verwunschenen« Ort aufgesucht. Mitten im Wald gelegen, besuchten wir den Friedhof, auf dem, durch eine niedrige kreisrunde Feldsteinmauer abgegrenzt, das Erbbegräbnis deren von Liebeherr liegt. Von der ursprünglichen Kapelle steht nur noch das Fundament. Ringsum wurden auch Gutsangehörige bestattet. Der Friedhof wurde noch vereinzelt nach 1945 genutzt, wie einige Grabsteine belegen.

Friedhof Steinhagen Bild 1 Friedhof Steinhagen Bild 2 Friedhof Steinhagen Bild 3 Friedhof Steinhagen Bild 4

Schließlich ging es zurück durch den verwilderten Gutspark zu unseren Fahrzeugen. Hier endete unsere Exkusion, welche wir bei schönstem Frühlingswetter genießen durften. An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an die beiden Organisatoren Herrn Häußler und Herrn Schacht. Es war ein toller Tag!

Zum Schluss noch eine Bitte in eigener Sache: Als einzigem Bundesland Deutschlands fehlt Mecklenburg-Vorpommern ein Archäologisches Landesmuseum. Seit über 24 Jahren wird die Realisierung politisch auf die „lange Bank“ geschoben. Eine, für den Tourismus und die Bewohner dringend notwendige Institution, wird nicht realisiert. Die Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL) möchte da nicht weiter tatenlos zusehen. Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Unterschrift:

IPAL-MV.de

Jürgen Krakor