PM: Römer in Mecklenburg (IPAL-12)

Wismar. Jens Dammann aus Cambs ist während seiner Freizeit oft als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger im Auftrag des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege unterwegs. Kürzlich fand er bei der Suche mit seinem Metalldetektor im Osten Nordwestmecklenburgs eine römische Silbermünze, einen so genannten Denar. Was Archäologen westlich des Rheins nur ein müdes Lächeln entlockt, ist in Mecklenburg-Vorpommern ein seltener Glücksfall, denn römische Münzen zählen hier noch immer zu den großen Seltenheiten.

   
(Fotos; Jens Dammann)

Der Neufund gehört sogar zu einem Münztyp, den man im Land bislang noch gar nicht gefunden hatte. Es handelt sich um eine Prägung, auf der Julia Domna, die zweite Frau des römischen Kaisers Septimius Severus (193–211 n.Chr.) und Mutter der Kaiser Caracalla (211–217) und Geta (211), abgebildet ist. Die Rückseite zeigt die sitzende Göttin Vesta mit Palladium und Zepter. Der glückliche Finder sagt dazu: „Die Fläche hat schon viele Funde in einer großen zeitlichen Bandbreite geliefert. So fanden sich dort zum Beispiel eine Fibel [= Gewandschließe; die Red.] des 4. Jahrhunderts, die erste in Mecklenburg geschlagene Münze aus dem frühen Mittelalter, zwei frühneuzeitliche Petschafte [= Siegelstempel; die Red.] sowie Knöpfe und Münzen aus dem Deutschen Kaiserreich.“ Bereits 2014 hatte man auf demselben Acker einen römischen Denar des Kaisers Marc Aurel (161-180 n.Chr.) gefunden. Zusammen mit der Fibel liegen somit schon drei Stücke vor, die in die jüngere römische Kaiserzeit weisen.

Unklar ist derzeit noch, ob es sich um Grabbeigaben handelt oder dort ehemals eine Siedlung bestand, in der diese Funde verloren gingen. Deutlich zeigen sie aber, wie wichtig es ist, dass diese Funde dem Landesamt gemeldet werden, denn das Wissen um unsere Geschichte ist wie ein Puzzle, das durch jedes neue Teil vollständiger wird. Leider landen immer noch viele Funde ohne ordentliche Erfassung in privaten Sammlungen, wodurch ein wesentlicher Teil ihres wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Wertes verloren geht.

Um dem entgegen zu wirken, ist Jens Dammann nicht nur mit dem Metalldetektor unterwegs, sondern arbeitet auch in der „Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum“ oder kurz IPAL (www.ipal-mv.de) aktiv mit. Dies ist ein Zusammenschluss von Bodendenkmalpflegern und Interessierten, der sich dafür einsetzt, die Bürger und Urlaubsgäste, insbesondere aber auch die politischen Entscheidungsträger für die einzigartigen archäologischen Schätze unseres Landes zu begeistern.




PM: Münzschatz aus dem Kirchenboden (IPAL-11)

Warnkenhagen. Während der Sanierungsarbeiten in der Kirche konnte Kerstin Bockholt kürzlich 82 Münzen bergen. Die ehrenamtliche Bodendenkmalpflegerin war vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege mit der archäologischen Baubegleitung beauftragt. „Nach der Öffnung des Kirchenbodens und der Herausnahme des Füllmaterials gewann ich einen Einblick in darunterliegende ältere Schichten“, sagte die Rostockerin. „Neben bis zu 600 Jahre alten Kupfer- und Silbermünzen fand ich auch verschiedene Arten von Knöpfen damaliger Alltagsbekleidung wie auch mehrere Buchschließen, die vermutlich im Laufe der Kirchengeschichte von Gesangsbüchern abbrachen.“ Alle Funde wurden sorgfältig eingemessen und dokumentiert. Sie liegen jetzt zur wissenschaftlichen Auswertung im Landesamt.

     
(Fotos: Kerstin Bockholt)

Warnkenhagen wurde 1398 erstmalig urkundlich erwähnt. Aus dieser Zeit stammt auch die Backsteinkirche. Grund der Sanierung war Bautenschutz zur Bekämpfung vom Schwamm- und Pilzbefall im Fußbodenaufbau des Kirchenschiffes. „Eine außerordentlich gute Zusammenarbeit gab es mit dem Holz- und Bautenschutzunternehmen vor Ort sowie dem Förderverein der Kirche Warnkenhagen, Frau Holm.“, lobte die Bodendenkmalpflegerin.

   
(Fotos: Kerstin Bockholt)

Ehrenamtliche unterstützen in ihrer Freizeit die Landesarchäologie. Neben unzähligen Feldbegehungen, die dem Erfassen der Bodendenkmäler dienen, führen sie auch Pflegemaßnahmen und einfache archäologische Untersuchungen durch. Qualifiziert werden sie auf Lehrgängen, Ausgrabungen und gemeinsamen Aktionen mit Archäologen.

Die Bodendenkmalpfleger engagieren sich seit über zwei Jahren für ein Archäologisches Landesmuseum. Wie kürzlich im Koalitionsausschuss beschlossen, soll es in Rostock entstehen. Für die zügige Realisierung dieses dringend notwendigen Vorhabens werden Unterschriften gesammelt. Über 11.000 Unterstützer haben bereits unterzeichnet (www.ipal-mv.de).




PM: Wildschweine beschädigten bronzezeitliche Grabanlagen (IPAL-10)

Neubukow: Während einer Exkursion der Bodendenkmalpfleger im April 2016 mussten massive Schäden an mehreren bronzezeitlichen Hügelgräbern bei Steinhagen (Kirch Mulsow) festgestellt werden. Glücklicherweise gibt es in unserem Bundesland viele engagierte ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger, denen die Erhaltung unseres kulturellen Erbes sehr am Herzen liegt. Speziell im Raum Rostock-Stadt und Rostock-Land ist seit den 1980er Jahren die Kreisarbeitsgruppe Ur- und Frühgeschichte außerordentlich aktiv. In enger Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde in Güstrow und dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin werden mehrmals jährlich Pflegeeinsätze durchgeführt. Die Beteiligung daran ist in der Regel überdurchschnittlich. So kamen auch vergangenen Sonnabend 14 Bodendenkmalpfleger zum Einsatz. Mit Schubkarren, Eimern, Schaufel, Spaten und Harken bewaffnet, wurden die bis zu einen halben Meter tiefen Wildschäden ausgebessert. Einige Kulen waren so tief, dass in ihnen zunächst eine Folie ausgelegt werden musste, um in der Dokumentation für die Nachwelt zu erhalten, ab welcher Schicht anno 2017 eine Auffüllung gemacht wurde. Insgesamt wurden sechs Hügelgräber, deren Alter auf 3.100 bis 3.600 Jahre geschätzt wird, wieder hergerichtet. „Ein Tag der viel Spaß gemacht hat und jedes Fitness-Studio ersetzt.“ sagte Bodendenkmalpflegerin Gabriela Hafner aus Alt Karin.

Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Mecklenburg-Vorpommerns engagieren sich seit über zwei Jahren mit der Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL) für ein Landesmuseum mit ständiger Ausstellung, damit das kulturelle Erbe unseres Bundeslandes der Öffentlichkeit nach gut 25 Jahren wieder zugängig wird. Auf ihrer Homepage ipal-mv.de sammeln sie bundesweit Unterschriften, damit die Landespolitik diese dringend notwendige Strukturmaßnahme umsetzt.

 




Funde und Befunde März 2017

Die „technikaffinen“ Bodendenkmalpfleger Mecklenburg-Vorpommerns haben ihren virtuellen Treffpunkt im Bodendenkmalpfleger-Forum. Das Forum ist nicht öffentlich, eine Aufnahme erfolgt ausschließlich per Einladung. Die Ehrenamtlichen unterstützen sich dort gegenseitig und erhalten Hilfe von hauptamtlichen Bodendenkmalpflegern, weiteren Wissenschaftlern und archäologischen Fachkräften. Der Informationaustausch ist sehr intensiv und umfangreich. Im Mittelpunkt stehen dort natürlich die diversen Funde, die während der Feldbegehungen entdeckt wurden. Es sind etliche Rätsel zu lösen und wissenschaftlich korrekte Bestimmungen zu finden. Die nachfolgende Zusammenstellung gibt einen kleinen Einblick. Die zum Teil recht kurzen Beschreibungen resultieren daraus, dass diese Funde noch keiner wissenschaftlichen Auswertung zugeführt wurden. Es sind also lediglich erste Bestimmungen, die eine grobe Orientierung erlauben sollen. Über weiterführende Informationen würden wir uns sehr freuen.

 

Datum: 01.03.2017
Finder: Norbert Bartels
Region: Landkreis Ludwigslust-Parchim
Zeitstellung: 17./18. Jh.

Tuchplombe:1/2 STAEL Plombe für einen BL… GEBLAUET (blau gefärbten Stoff); STAEL lasst sich, nach einem Muster geprüft übersetzen; Herkunft vorerst unklar.

 

 

Datum: 03.03.2017
Finder: Uwe Balscheit
Region: Wismarbucht
Zeitstellung: Frühe Bronzezeit

Flintdolch: Griffzungendolch mit imitierter Gussnaht und breiter Klinge Typ 3; nach einem großen Sturm aus der 1,50 m hohen Steilküste gewaschen.

 

 

Datum: 05.03.2017
Finder: Norbert Bartels
Region: Landkreis Ludwigslust-Parchim
Zeitstellung: 19. Jh.

Münze: 2 1/2 Silbergroschen 1842 A; 12 EINEN THALER SCHEIDE MÜNZE; FRIEDRICH WILHELM IV KÖNIG V. PREUSSEN.

 

Datum: 10.03.2017
Finder: Annette Weidemann
Region: Landkreis Vorpommern-Rügen
Zeitstellung: Neolithikum

Flintmeißel: Fragment eines neolithischen Flintmeißels mit rechteckigem Querschnitt; Länge: 4,3 cm; Breite an Bruchkante: 2 cm ; Breite vorne: 1 cm; Dicke: 1,5 cm

 

Datum: 12.03.2017
Finder: Gabriela Hafner
Region: Landkreis Rostock
Zeitstellung: Neolithikum

Flintbeil: Dünnnackiges allseitig geschliffenes Beil aus Feuerstein.

 

 

Datum: 15.03.2017
Finder: Stephan Sihorsch
Region: Pasewalk
Zeitstellung: Bronzezeit

Bronzehort: Eine völlig unversehrte Speerspitze und eine Sichel aus der Bronzezeit wurden während einer Feldbegehung als Sichtfunde entdeckt. Eine intensive Nachsuche mittels Metalldetektoren brachte weitere Funde wie z.B. einen Wendelring in einer Tülle, die Spitze einer weiteren Speerspitze, ein Sichelfragment und einen Gussrest (nicht abgebildet) aus dieser Zeit.

Datum: 17.03.2017
Finder: Annette Weidemann
Region: Landkreis Vorpommern-Rügen
Zeitstellung: Völkerwanderung

Bügelknopffibel: Große massiv gearbeitete Fibel aus Bronze; 8, 5 cm lang; 43,30 g schwer
Am Bügelkopf befindet sich ein knopfartiger Aufsatz . Der Bügelfuß ist lang ausgezogen und bandförmig. Die Nadel fehlt leider. Verzierungen sind nur schwach auf dem Bügelfuß und am Kopf am Übergang zum Knopf als Kerbstrich zu erkennen. Der Fund wurde durch regelmäßige Begehung eines bekannten Fundplatzes gemacht. Er befand sich auf dem Westhang einer sandigen Kuppel. Beifunde waren Fragmente spätslawischer Gurtfurchenkeramik.

Datum: 20.03.2017
Finder: Kerstin Bockholt
Region: Landkreis Rostock
Zeitstellung: Hoch- bis Spätmittelalter

Schnalle: Die zum Beispiel an Gürteln, Taschen, Schuhwerk und Riemen befestigt wurde; Stark profilierter Bügel mit ausgearbeiteter Nadelrast; Nadel deformiert; Riemenbreite 16 mm

 

 

Datum: 21.03.2017
Finder: Kerstin Bockholt
Region: Landkreis Rostock
Zeitstellung: Bronzezeit

Feuerstellenbefunde: Während einer Feldbegehung wurden mehrere Feuerstellen entdeckt. Zwei von ihnen enthielten Keramik, die auf eine bronzezeitliche Nutzung schließen lässt. Einige Flintartefakte lassen eine mehrperiodische Nutzung zwischen Neolithikum und Bronzezeit vermuten.

 

 

 

 

 

Datum: 23.03.2017
Region: Landkreis Ludwigslust-Hagenow
Zeitstellung: Bronzezeit

Bronzehort: Während einer gemeinsamen Nachsuche auf einem bekannten bronzezeitlichen Fundplatz wurden weitere Fragmente zweier Rippenhalskragen sowie einer Gürtelscheibe entdeckt. Bei einer späteren Begehung durch Olaf Engelke würde das zweite Endstück eines Halsrings gefunden. Vom kompletten Halsring fehlt jetzt lediglich noch ein Mittelstück.

 

 

 

 

Datum:24.03.2017
Finder: Jens Dammann
Region: Landkreis Ludwigslust-Parchim
Zeitstellung: Spätmittelalter

Tuchplombe: Spätmittelalterliche Einstift-Plombe; Minuskelinschrift hag (?); auf der anderen Seite eine Burg. Die Plombe kommt von einem Acker der schon slawische Funde lieferte, ebenso wikingerzeitliche und immer mal wieder mittelalterliche Hinterlassenschaften.

 

 

Datum: 26.03.2017
Finder: Jens Dammann
Region: Landkreis Nordwestmecklenburg
Zeitstellung: 17. oder Anfang 18. Jh.

Petschaft: Neuzeitliches Petschaft mit den Initialien „B.M.“; im Wappen ggf. ein Weberschiffchen (?). Petschaft war ein sogenannter Fäkalackerfund, Fundspektrum vom 4. Jh. bis in die Neuzeit.

 

 

Wichtig:

Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Mecklenburg-Vorpommerns engagieren sich seit über zwei Jahren mit der Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum (IPAL)  für ein Landesmuseum mit ständiger Ausstellung, damit das kulturelle Erbe unseres Bundeslandes der Öffentlichkeit nach gut 25 Jahren wieder zugängig wird. Jeder kann helfen! Unterstützen Sie uns bitte mit Ihrer Unterschrift unter: ipal-mv.de/signum